Jugend und Auferstehungsglaube

 

Keine Altersgruppe der deutschen Bevölkerung wird so intensiv erforscht wie die "Jugend", d.h. die Gruppe der ca. 14- bis 25-jährigen. Seit ungefähr zwei Jahrzehnten erscheinen regelmäßig Ergebnisse von Befragungen, Untersuchungen, Analysen etc. zur Jugend insgesamt oder zu Einzelaspekten, so dass man schon von der "befragten Generation" spricht.

Die bekannteste der Jugendstudien wird vom "Jugendwerk der Deutschen Shell", dem weltweit tätigen Mineralölkonzern, herausgegeben; vor einem halben Jahr erschien mit starker Resonanz in den Medien bereits die dreizehnte Ausgabe.

Sicherlich ist zu bedenken, dass die Ergebnisse demoskopischer Forschungen häufig voneinander abweichen, das Objekt und die Instrumentarien der Untersuchung eine exakte Ergebnisermittlung nicht zulassen oder innerhalb einer Studie widersprüchliche Aussagen auftreten, doch ist man sich inzwischen einig, dass zumindest Trends, Entwicklungen und Stimmungsbilder zuverlässig erfasst werden können.

Was besagt nun die letzte "Shell-Studie"? Die Großwetterlage unter den Jugendlichen ist eindeutig von Optimismus geprägt. "Die Zeit" resümiert salopp: "Alle total super drauf". Die Jugendlichen von heute – ca. 5000 wurden repräsentativ befragt – sind modern und menschlich, illusionslos und realitätsbewusst, leistungsorientiert und familienbezogen, ideologielos, aber auch nicht egoistisch. Der Pessimismus der Vorjahre scheint verflogen.

In diesem positiven Gesamtrahmen wird einem Bereich kaum Beachtung geschenkt, der uns freilich besonders interessieren muss: der Religion. Und hier ist der Befund eindeutig, durch nichts mehr zu beschönigen: Der christliche Glaube ist bei den Jugendlichen auf dem Wege des rasanten Niedergangs. Diese Feststellung trifft für alle Ebenen des Glaubenslebens zu:

Ein Viertel aller Befragten gehört keiner Glaubensgemeinschaft an, im Osten sind es bereits 80 %, Tendenz steigend. Lediglich zwischen 20 % und 30 % besuchen ab und zu einen Gottesdienst, für das Beten gelten vergleichbare Größenordnungen. Natürlich stellt sich innerhalb dieser Teilbereiche das Bild jeweils differenzierter dar: So ist z. B. der weibliche Anteil am aktiven religiösen Tun deutlich höher, muslimische Jugendliche sind durchweg religiöser als ihre deutschen Altersgenossen. Die Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Christen sind dagegen meist kaum noch nennenswert.

Innerhalb dieser bedenklichen Gesamtsituation ist jedoch ein Aspekt besonders bedrückend: Je mehr man sich dem Kern des christlichen Glaubens nähert, desto schwächer wird der Glaube: Die Auferweckung Jesu und die Auferstehung der Toten werden von den jungen Leuten kaum noch akzeptiert! Hier hat eine Umfrage des Instituts Allensbach vor Jahren schon Merkwürdiges zutage gefördert: Während die meisten Christen – 81 % der Katholiken und 73 % der Protestanten - davon überzeugt sind, dass Jesus gekreuzigt wurde, gestorben ist und begraben wurde, während immerhin noch 70 % aller Christen an einen Schöpfergott glaubten, bekannten sich nur noch 50 % der Katholiken und 25 % der Protestanten zum Glauben an das ewige Leben! Fazit damals: "Der Blick für das Jenseits scheint vernebelt zu sein".

Der damals erkennbare Trend schlug bei den Jugendlichen voll durch. Ergebnisse der Shell-Studie: Von der katholischen(!) männlichen Jugend glauben nur noch 28 % an das "Weiterleben", bei der evangelischen sind es 32 %. Unter den Mädchen und jungen Frauen liegen die Anteile zwar höher, aber auch nur bei 43 %.

Hier stellt sich ein glatter religiöser Zusammenbruch dar, die religiöse Sinnentleerung ist auch innerhalb der Kirchen in vollem Gange. Die Herausgeber: "Insgesamt haben wir eine Entwicklung hinter uns, die den Kirchen wenig Chancen belässt, unter den derzeitigen Bedingungen und in den bisherigen Formen Einfluss auf die junge Generation zu gewinnen." Ein solcher Befund schockiert zunächst und wirft natürlich eine Reihe von Fragen auf, deren Beantwortung ihrerseits wieder gründliche und detaillierte Recherchen voraussetzen.

Sicherlich werden wir in unserer Gemeinde intensiv zu überlegen haben, was angesichts dieser gesellschaftlichen Megatrends in der Jugendarbeit überhaupt noch getan werden kann, wobei hier sorgfältig zwischen den aktiven Jugendlichen, den fernstehenden und den völlig glaubenslosen unterschieden werden muss. In unserem Pfarrgemeinderat haben wir eben erst begonnen, uns mit aller Vorsicht dem Thema zu nähern, das sich sicher zu einer Daueraufgabe für lange Jahre entwickeln wird.

 

Im übrigen beschäftigt sich die Shell-Studie auch intensiv mit den religiös aktiven Jugendlichen und präsentiert z.T. verwunderliche und bemerkenswerte Einsichten, die wir in einer der folgenden Ausgaben vorstellen werden.

J. Schweier

 

 

  

Diese Inhalte werden nicht mehr aktualisiert und enthalten ggf. veraltete Informationen