Der Heilige des Monats:

Hl. Petrus Canisius (27. April)

"Der zweite Apostel Deutschlands nach Bonifatius" wurde der Heilige von Papst Leo XIII. genannt, seine Heiligsprechung und Ernennung zum Kirchenlehrer erfolgten 1925 durch Papst Pius XI. Die kirchliche und politische Situation zu Zeiten von Petrus Canisius war eine gänzlich andere als bei Bonifatius (gest. 754), doch nimmt sein Wirken sicherlich auch einen überragenden Platz ein.

Der Heilige wurde am 8. Mai 1521 in Nimwegen - die Niederlande gehörten damals zum Deutschen Reich - in der Patrizierfamilie Kanijs geboren. Gegen den Willen seines Vaters, des Bürgermeisters, nahm Petrus das Theologiestudium in Köln auf, wo er mit dem Gedankengut des Ignatius von Loyola in Berührung kam. Einige Jahre davor hatte dieser sein Gelübde zu Gründung der Societas Iesu, des späteren Jesuiten-Ordens, geleistet. Petrus trat dieser Gemeinschaft als achtes und erstes deutsches Mitglied bei und gründete die Niederlassung in Köln.

Der Orden pflegte in besonderer Weise die Verbindung von theologischer Wissenschaft und apostolischem Wirken und trug in den Auseinandersetzungen von Reformation und Gegenreformation in entscheidendem Maße zur Festigung des katholischen Glaubens bei. Die Jesuiten überzeugten durch ihre Gelehrsamkeit und ihren Glaubenseifer und errangen damit Einfluss in vielen europäischen Herrscherhäusern wie auch in einfachen Schichten der Gesellschaft.

Dank seiner überragenden geistigen Fähigkeiten stieg Petrus Canisius rasch zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit auf: Er war Theologieprofessor und Universitätsrektor in Ingolstadt und nahm als päpstlicher Berater am Konzil von Trient teil (1545 - 1563), das durch die Reform der Kirche die Gegenreformation einleitete. Ignatius berief ihn nach Rom und rüstete ihn geistig für sein Apostolat in Deutschland, wo er als Domprediger in Wien, Prag, Augsburg und Innsbruck, dort auch als Hofprediger, wirkte. Daneben stand er mit fast allen wichtigen Persönlichkeiten Europas in Kontakt und entwickelte eine gewaltige Korrespondenz.

Er leitete als Provinzial der deutschen Ordensprovinz den Aufbau des Jesuiten-Ordens und fungierte als kirchenpolitischer Berater von Kaisern und Päpsten.

Besonders Kaiser Ferdinand I. aus dem Haus der Habsburger schätzte seinen Rat und regte ihn zu seinem bekanntesten Werk an, dem Katechismus, einem für die Glaubensunterweisung gedachten Lehrbuch, das die wesentlichen Aussagen der Kirche verständlich aufbereitete. Der sog. "Canisi" umfasste je einen Katechismus für Kinder, Mittelschüler und Studenten und wirkte als Gegenentwurf zu Luthers Katechismus von 1529. Sein Erfolg war überragend: Er wurde in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt und bis zum Tode seines Autors über 200 mal aufgelegt. Auch der heute gültige Katechismus der katholischen Kirche aus dem Jahr 1993 zehrt vom genialen Werk des Petrus Canisius.

Doch nicht seine geistigen Fähigkeiten und der daraus erwachsende Einfluss auf die Weltpolitik ließen ihn zum Heiligen werden, sondern sein Glaubenseifer und seine Demut. Er betrachtete sich als Sünder, als unnützer Knecht Gottes, ohne dessen Gnade ihm nichts gelang. Aus dieser Geisteshaltung verfuhr er streng mit sich selbst, fastete oft den ganzen Tag oder nahm innerhalb einer Woche nur die Ration eines Tages ein. Gegenüber seinen Mitmenschen war er von rührender Milde und Freundlichkeit und war sich nicht zu schade, selbst niedere Hausarbeiten für seine Mitbrüder zu verrichten:

"Mit Vergnügen werde ich mir alles gefallen lassen, was der heilige Gehorsam mir vorschreibt. Jeden Ort, den er mir anzuweisen für gut finden wird, wird er mir in ein Paradies umwandeln."

Es verwundert deshalb nicht, dass er das Getriebe an den Höfen und das übliche Spiel um Intrigen, Macht und Einfluss scheute und jedesmal ablehnte, als ihm mehrfach die Würde des Erzbischofs von Wien angetragen wurde.

Er fügte sich auch gehorsam, als ihn sein Nachfolger in der Ordensleitung nach Auseinandersetzungen um theologische Fragen - z.B. ob der Zins auf geliehenes Geld dem Willen Gottes entspricht - nach Fribourg (Schweiz) versetzte, wo er seine letzten Lebensjahre zurückgezogen verbrachte. Dort gründete er noch das Kolleg St. Michael und verfasste weiterhin zahlreiche Briefe, doch wurde es still um ihn, zumal er krankheitsbedingt nicht mehr predigen konnte.

Hochgeschätzt von der Stadt Fribourg und ihren Bürgern verstarb er am 21. Dezember 1597 im Alter von 76 Jahren und wurde in der Kolleg-Kirche beigesetzt, wo sein Grab noch heute Ziel vieler Beter ist.

Der Heilige ist der Patron der Bistümer Brixen und Innsbruck. Er wird in Jesuiten-Tracht in der Gestalt eines Lehrenden dargestellt, seine häufigsten Attribute sind der Katechismus oder eine Schreibfeder.

Eine bekannte katholische Schule in Berlin, das Canisius-Kolleg, trägt die Erinnerung an den gelehrsamen Heiligen fort.

J. Schweier

 

  

Diese Inhalte werden nicht mehr aktualisiert und enthalten ggf. veraltete Informationen