BÜCHERKISTE

Astrid Lindgren – ein Nachruf

Wir alle kennen sie aus unserer Kindheit: Pippi Langstrumpf, Lotta aus der Krachmacherstraße, Michel, Madita, die Kinder aus Bullerbü, Karlsson vom Dach (gerade richtig dick und ein Mann in seinen besten Jahren...), Ronja Räubertochter, Meisterdetektiv Kalle Blomquist und viele andere Figuren, die wahrscheinlich fast jedem von uns schon einmal begegnet sind und uns ein Stück weit begleitet haben. Ihre großartige Erfinderin, "die bekannteste Kinderbuchautorin der Welt" (ZEIT), die mehr als hundert Werke (übersetzt in mehr als 80 Sprachen) geschrieben und unzählige Preise gewonnen hat, ist am 28. Januar 2002 im Alter von 94 Jahren verstorben.

Dieses Ereignis nahm ich zum Anlass, mir noch einmal eins ihrer Bücher hervorzuholen, um mich vielleicht ein wenig in die Zeit zurückzuversetzen, in der ich ihre Werke verschlungen habe. Meine kleine Schwester hat mir das Buch "Mio, mein Mio" sehr ans Herz gelegt und ich kann sagen, dass es mir Spaß gemacht hat, es zu lesen. Es geht um einen zehnjährigen Waisenjungen, Bo Vilhelm Olsson, der auf geheimnisvolle Weise seinem bisherigen trostlosen Leben bei den Pflegeeltern entkommt in das "Land der Ferne", wo er seinen totgeglaubten Vater, der König ist, wiederfindet und von nun an ein glückliches, unbeschwertes und abenteuerliches Leben als Prinz führt.

Was ich wohl an Astrid Lindgren, neben ihrem schier unerschöpflichen Einfallsreichtum, am meisten schätze, ist die Welt, die sie erschaffen hat. Hier leben Kinder in Freiheit und Geborgenheit, müssen Verantwortung übernehmen und gehen aus "Kämpfen" meist siegreich hervor. Eine Welt, die –besonders in Anbetracht der heutigen gesellschaftlichen Situation- Zufluchtsort für Kinder werden kann, die sie verzaubert und in die sie jederzeit zurückkehren können. Vielleicht eine Bilderbuchwelt, irreal, ein Traum – aber sie existiert in den Herzen und Gedanken vieler Kinder und macht sie glücklich. Eine Welt, die nicht nur Utopie sein sollte, sondern auch Vorbild, denn Kinder sind Zukunft, Kinder sind Wunder und Geschöpfe Gottes und in der heutigen Welt ist die Zeit und Aufmerksamkeit ihnen gegenüber viel zu gering. Vermutlich wurde Astrid Lindgren auch deshalb mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Bemerkenswert erscheint mir ihre Fortschrittlichkeit, denn jemand, der bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts geboren ist, und trotzdem eine Pippi Langstrumpf erschafft, dem zolle ich meinen Respekt.

Zwar ist sie "nur" eine Kinderbuchautorin, was ich selbst bemerkt habe, als ich "Mio, mein Mio" gelesen habe, doch sie ist eine sehr gute Schriftstellerin und es hat mir Spaß gemacht, dies nostalgisch in Erinnerung an alte Zeiten, feststellen zu können.

Ich kann nur sagen: Weg vom Computer, weg vom Fernseher, Gewaltfreiheit kann man auch dadurch erreichen, dass man Kinder wieder lehrt zu lesen – back to basics, danke, Astrid Lindgren für die Freude, die Generation um Generation viele Kinder haben und hoffentlich noch lange haben werden!

Cosima Kießling

 

 

  

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