Liebe Frauchen, liebe Herrchen,

vor einigen Wochen hat mein Herrchen nach einem Sonntagsgottesdienst daraufhin gewiesen, daß an einem bestimmten Tag das Pfarrhaus ganztägig geschlossen sei, weil wir wieder unterwegs seien irgendwo zwischen Oder und Peking. Natürlich hat er dabei ein bißchen übertrieben, denn ich weiß sehr wohl, daß er nie weiter fährt als eine Tankfüllung hergibt. So mußten wir kurz vor Peking umkehren. Aber auch da, wo wir dann blieben, in Oberschlesien, war es für mich ein aufregender und unterhaltsamer Tag. Nicht nur, daß ich dort die meiste Zeit ohne Leine herumtollen kann, auch die Suche nach neuen Abenteuern und das Kennenlernen anderer Hundekollegen sind ein tagfüllendes Programm. Die Vorbereitung solcher Fahrten merke ich gewöhnlich daran, daß das Auto beladen wird mit Möbeln und etlichen Packstücken, so daß für Hundefutter kein Platz mehr bleibt. Das beklage ich nicht, denn einmal am Ziel angekommen, erhalte ich so viel an frischen Leckereien, daß ich die jeweils vorangehende Fastenzeit von 4 bis 5 Stunden gern in Kauf nehme. Freilich hat bei meinem letzten Besuch in Schalkendorf mein Selbstbewußtsein und mein Seelen-frieden einen ordentlichen Dämpfer erhalten. Traf ich doch dort eine Hündin, ausge-sprochen hübsch und reizend. Ich machte ihr auch sofort den Hof und offenbarte meine spontane Zuneigung. Aber irgend jemand hat ihr wohl ein falsches Bild von mir vermittelt, sie also gegen mich aufgehetzt. Sie zeigte mir die Zähne, knurrte und bellte mich an, so daß ich sehr verdutzt, einfach perplex, mehrfach auf sichere Entfernung ging. Auch wiederholte Versuche, ihr meine Zuneigung und meine Qualitäten zu beweisen, fanden nicht die Gegenliebe, die ich eigentlich zu Recht erwartet habe. Während der abendlichen Rückfahrt nach Berlin habe ich dann versucht, meine gequälte Seele zu beruhigen und zu trosten. So richtig gelungen ist das dann aber erst, als ich zu Hause meinen Freßnapf wiedersah. Beim nächsten Ausflug über die Oder werde ich sie noch einmal besuchen. Wenn sie dann wieder anknurrt und die Zähne zeigt, soll sie mir doch gestohlen bleiben.

Mit teilweise erwartungsvollem Gebell aus dem Pfarrhaus,

Ihr Klostermixdackel Moses.

 

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