Marguerite Duras: "Moderato cantabile"

Marguerite Duras (1914-1996), eine der Hauptfiguren und Mitbegruenderinnen des franzoesischen nouveau roman, wurde in der ganzen Welt uebersetzt und gelesen.

Anne Desbaresdes, eine der Hauptpersonen des Romans, befindet sich wie gewohnt einmal die Woche mit ihrem Sohn beim Klavierunterricht, als sie durchs geoeffnete Fenster den langen Schrei einer Frau hoert, der abrupt abbricht. Danach das Geschrei einer aufgebrachten Menschenmenge. Doch der Klavierunterricht wird dafuer nicht unterbrochen.

Ungefaehr eine Woche lang kehrt Anne jeden Tag mit ihrem Sohn an das Café am Hafen, in dem das Unglueck geschehen ist, zurueck. Jeden Tag trifft sie sich mit einem Mann, den sie am ersten Tag kennengelernt hat, und sie besprechen moegliche Ursachen und Ablaeufe des Verbrechens. Eine Ehemann hat seine Frau erschossen. Sie trinken immer viel Wein, Anne und ihr Sohn laufen jeden Tag etwas spaeter nach Hause zu Ehemann und Vater. Der Hoehepunkt der Erzaehlung ist ein Essen, zu dem sie und ihr Mann Freunde eingeladen haben, Anne kommt zu spaet und ist bereits betrunken, sie verhaelt sich sehr seltsam und ist kaum ansprechbar, ist nichts, sie leidet an der Leere ihres Lebens, die sie verzweifelt mit Spekulationen, Alkohol und einem fremden Mann zu fuellen sucht.

Wenn man jetzt sagt, dass es keine wirkliche Handlung gibt, sondern immer nur eine Wiederholung des Gleichen, jeder Tag ist wie der vorherige, dann stimmt das. Und wenn man aufmerksam liest, dann ist von Liebe nicht die Rede, sondern nur von Kaelte und Tod. Dennoch gibt es eine permanente Spannungssteigerung in der "Nicht-Liebesgeschichte" und die Liebe, die Gefuehlswelt wird durch ihre sprachliche und foermliche Abwesenheit omnipraesent und schafft sich Raum im Leser.

Marguerite Duras gelingt es meisterhaft, mit wenig Stoff zu fesseln und nicht auszusprechen, was trotzdem gesagt wird. Diese seltsam leere Welt wird realistisch, regt zum Nachdenken an und begeistert durch perfekte Inszenation.

Ich kann immer noch nicht sagen, ich haette diesen Roman verstanden, doch ich kann ihn trotzdem nur empfehlen. Er begeistert durch seine Schlichtheit, er bannt mit seiner Inhaltsarmut, er verdient es, ein literarisches Kunstwerk genannt zu werden!

Nun eine Kostprobe, viel Spass beim Lesen,

Cosima Kiessling

"Anne Desbaresdes boit de nouveau un verre de vin tout entier les yeux mi-clos. Elle en est déjà à ne plus pouvoir faire autrement. Elle découvre, à boire, une confirmation de ce qui fut jusque-là son désir obscur et une indigne consolation à cette découverte.

D'autres femmes boivent à leur tour, elles lèvent de même leurs bras nus, délectables, irréprochable, mais d'épouses. Sur la grève, l'homme siffle une chanson entendue dans l'après-midi dans un café du port.

La lune est levée et avec elle voici le commencement de la nuit tardive et froide. Il n'est pas impossible que cet homme ait froid.

Le service du canard à l'orange commence. Les femmes se servent. On les choisit belles et fortes, elles feront front à tant de chère. De doux murmures montent de leurs gorges à la vue du canard d'or. L'une d'elles défaille à sa vue. Sa bouche est desséchée par d'autre faim que rien non plus ne peut apaiser qu'à peine, le vin. Une chanson lui revient, entendue dans l'après-midi dans un café du port, qu'elle ne peut pas chanter. Le corps de l'homme sur la plage est toujours solitaire. Sa bouche est restée entrouverte sur le nom prononcé.

- Non merci.

Sur les paupières fremées de l'homme, rien ne se pose que le vent et, par vagues impalpables et puissantes, l'odeur du magnolia, suivant les fluctuations de ce vent.

Anne Desbaresdes vient de refuser de se servir. Le plat reste cependant encore devant elle, un temps très court, mais celui du scandale. Elle lève la main, comme il lui fut appris, pour réitérer son refus. On n'insiste plus. Autour d'elle, à table, le silence s'est fait."

(Marguerite Duras: Moderato cantabile. Les éditions de Minuit, février 2001. S.106-108.)

 

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