Liebe Gemeinde,

siebzig Jahre zurückgedacht: in Deutschland zog die Finsternis ein, wenig später in Europa und in vielen Teilen unserer eigentlich schönen Welt. Es begann der furchtbare Opferweg der Guten und Gerechten. Die Täter waren unterwegs auf ihren Straßen, auf denen sie Ehre und Seligkeit verloren. Zehn Jahre später kam Anfang Februar der letzte Funkspruch aus Stalingrad. Gut zwei Jahre später fand diese schreckliche Epoche ihr Ende, Verfolgung und Verletzung von Menschenrechten freilich blieben. Geblieben sind auch die Kriege. Und gerade jetzt sind - wie schon so oft - Menschen erfüllt von dieser großen Sorge. Das Bestürzende an dieser Situation ist, daß Politiker die mahnenden, warnenden, friedensuchenden Worte vieler nicht hören wollen. Sie hören dann auch nicht die Schreie der gequälten Kreaturen, die Opfer werden, weil irgendeinem das so gefällt. "Meinen Frieden gebe ich euch." - läßt sich das Wort des menschgewordenen, menschenfreundlichen Gottessohnes einfach ignorieren ? Die Sehnsucht im alten Bund: "aus Schwertern Pflugscharen zu schmieden" - läßt sich diese Sehnsucht einfach wegschieben ?

Wir beginnen den Monat mit dem Fest der Darstellung des Herrn im Tempel. Zwei alte Menschen erleben hier die Erfüllung ihrer Hoffnung und Sehnsucht: göttliche Verheißung ist wahr geworden. "Meine Augen haben das Heil gesehen." Wer das bekennen kann, der hat Freude erlebt, die nicht mehr überboten werden kann. Der greise Simeon könnte uns ein bißchen neidisch machen. Freilich, was er erfuhr, entsprang auch seiner Hoffnung, seinem Erwarten. Er kann ein Vorbild sein.

Am 11. Februar vor 98 Jahren wurde in unserer Kirche zum ersten Mal Gottesdienst gefeiert. Seitdem ist das Lob Gottes hier nicht verstummt. Heute sind wir es, die als Gemeinde, die Christus zusammenruft, dieses Gotteslob weiterträgt. Ich bin darum so froh und dankbar, daß viele Gläubige hier Zeichen und Beispiel dafür geben, daß das lebendigmachende Wort Gottes uns hier erreicht, uns anvertraut wird und bei uns nicht verlorengeht. Wir wollen uns auf das Jubiläum des hundertjährigen Bestehens unserer Kirche vorbereiten. In den kommenden Monaten wird das Ereignis in zwei Jahren immer wieder zum Thema werden. Und dabei soll es möglichst nicht nur um das Sammeln von Geld zur Renovierung gehen; es soll auch darum gehen, wie wir Freude aus dem Glauben erfahren und darstellen können.

Dieses Jahr steht unter dem Titel: "Jahr der Bibel". Unser Wort Gottes verdient es, daß wir ihm neben unserer Aufmerksamkeit auch unser Herz widmen. Die Hl. Schrift wird oft - bisweilen aus dem Zusammenhang gerissen - zitiert, sie wird benutzt als Zettelkasten, um eigene Ideen zu untermauern, sie wird benutzt als Kochbuch für die trübe Brühe religiös verbrämter Handlungsweisen. Aber sie ist Gottes Wort, in dem er sich uns mitteilt. Laßt uns also wieder neu dieses Wort hören lernen. Nicht ich lege hinein, was ich zu hören wünsche, ich möchte vielmehr heraushören, wie Gott sich darstellt.

Zu unserem Bedauern hat unsere Organistin Daniela Leininger uns verlassen. Verstehen kann ich diesen Schritt. Was sie hier als Lebensunterhalt verdiente, verdient den Begriff "verdienen" nicht. Auch die gute Idee des Erzbischofs, die er während der Visitation hier entwickelte, half nicht und fiel der Unbeweglichkeit der hiesigen Kirchenverwaltung zum Opfer. An der Mosel hat sie eine Stelle gefunden, die ihrer Ausbildung entspricht und Vollbeschäftigung bietet. Ich glaube, wir alle wünschen ihr zu diesem Wechsel viel Erfolg. Die Verabschiedung beim Gemeindetreff am 26. Januar hat dies jedenfalls gezeigt. Da die Organistin bei uns keine Ersparnisse anlegen konnte, habe ich ihr versprochen, als Dankeschön der Gemeinde den Umzug zu finanzieren. An einem der nächsten Sonntage werde ich Sie also in der Kirche bei einer Türsammlung um Ihr Mittun bitten.

Mit allen guten Wünschen und herzlichem Gruß aus dem Pfarrhaus, Ihr Pfarrer Lutz Gottschalk.

 

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