Liebe Frauchen, liebe Herrchen !

Auch ein kleiner Hund träumt. Sehr oft und sehr gern träume ich davon, daß ich angestellt bin als Nachtwächter in einer Fleischerei. Dort zwischen Würstchen und Koteletts sorge ich dann dafür, daß morgens immer frische Ware besorgt werden muß. Schöne Träume sind das, aus denen ich gar nicht gern wach werde. Jetzt aber habe ich ganz fürchterlich geträumt, die Menschen nennen das wohl Albtraum. Ich träumte, daß mein Herrchen nach Hause kam und zu mir sagte: "Moses, wir wollen miteinander spielen!" Das geschieht zwar oft, diesmal aber gefiel mir sein Gesichtsausdruck überhaupt nicht. Er sah böse, verschlagen aus. Ich war verwundert, fast entsetzt. Er sagte weiter: "Ich kenne ein neues Spiel, das spielen wir jetzt miteinander. Es heißt Erzmonopoly, wir brauchen zwei Teams, das eine bist du, das andere ich. Die Spielregeln erkläre ich zwischendurch, diese Regeln können auch während des Spiels geändert werden, das muß ich dir aber nicht sagen. Die Chancen für beide Teams sind gleich. Die Spielregel sieht vor, daß du verlierst, denn du bist der kleine, schwache, mir ausgelieferte Hund." Mir wurde dabei etwas unheimlich, ich wollte eigentlich nicht mitspielen. "Dann hänge ich deinen Freßkorb immer höher und verstecke ihn zum Schluß ganz !" blaffte mein Herrchen mich an und begann schon, meinen Freßkorb hochzuziehen. Ich gab nach. Dann erklärte er mir: "Das Spiel geht folgendermaßen: Ich verwalte mein Geld und deins auch, das mir anvertraut ist. Von diesem Geld kaufe ich ein, wie es mir gerade paßt, auch dann noch, wenn es schon längst ausgegeben ist. Deine Aufgabe ist es nun als zweites Team, dafür zu sorgen, daß neues Geld herbeigeschafft wird. Wie du das machst, ist mir gleich, daran besteht ja deine Freiheit und die Chancengleichheit." Mir wurde immer seltsamer zumute, denn ich hatte sein Gesicht noch nie so verschlagen gesehen. Er fuhr fort: "Nun fangen wir an, das heißt, du fängst mit deinem Teil des Spieles an, denn ich habe schon lange begonnen." Ich war verzweifelt. "Wie soll mir denn da etwas gelingen ?" Er zog meinen Korb wieder ein Stück höher: "Das ist jetzt deine Sorge, das kümmert mich nicht, du bist das zweite Team." Als ich den Einwand wagte, das Ganze sei doch sehr herzlos und brutal, wanderte mein Freßkorb wieder ein Stück höher, diesmal schon beträchtlich. "Du bist klein, schwach und mir ausgeliefert ! Also spiele jetzt deinen Part, den die Spielregel für dich vorsieht !" Plötzlich kam mir eine furchtbare Ahnung: Das ist gar kein Spiel, das hast mein Herrchen sich irgendwo in der Wirklichkeit abgeschaut. Eine Glocke begann zu dröhnen wie bei Feuersbrunst oder ähnlichen Katastrophen. Sie wurde immer schriller. Ich wurde wach, es war der Wecker. Ich habe den Wecker umarmt, noch nie war er mir so lieb. Ein furchtbarer Traum, auch wach hat er mich noch aufgeregt obwohl ich mir doch sagen konnte: Nur ein Traum, in der Wirklichkeit ist kein Mensch so brutal, herzlos und unmoralisch. Ich schaute nach meinem Herrchen, das Gesicht, mit dem er mich ansah, war zum Glück das altvertraute. Mit nun fröhlichem Gebell aus alten Klostermauern, Ihr Klostermixdackel Moses.

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