Hl. Ansgar (3. Februar)

Es mutet grotesk an, dass im derzeit diskutierten Verfassungsentwurf der Europäischen Union Gott nicht erwähnt werden soll. Grotesk, weil der Gedanke einer Europa umfassenden Völkergemeinschaft von der Kirche geboren und Jahrhunderte lang getragen wurde, lange bevor die heute tonangebenden Parteien in Europa überhaupt denkbar waren.

Ein Beispiel, wie schon in frühen Zeiten Europa, der Glaube und die Völker als Einheit gedacht waren, liefert uns der hl. Ansgar.

Er wurde im Jahr 801, also zu Lebzeiten Karls des Großen, in der Picardie (Nordfrankreich) geboren. Er verlor früh seine Mutter und wurde den Benediktinern in Corbie an der Somme zur Erziehung übergeben. Der Tod Kaiser Karls, den er sehr verehrte, bestärkte ihn in seinem Bemühen um ein Gott geweihtes mönchisches Leben. Eines Tages vernahm er Gottes Stimme, die ihn zur Mission ausschickte. Nachdem er drei Jahre lang im Kloster von Corvey an der Weser als Lehrer und Prediger gewirkt hatte, wurde er im Jahr 826 von Kaiser Ludwig dem Frommen dazu ausersehen, König Harald bei der Missionierung der Dänen zu unterstützen. Ansgars Reaktion: "Nie werde ich wagen, einer solchen Aufforderung zu widerstehen. Ich wünsche vielmehr von ganzem Herzen, man gäbe mir die Möglichkeit, bald aufzubrechen, und keiner wird mich in meinem Vorsatz erschüttern können." Aber nach kurzer Zeit wurden König Harald und Ansgar von den wilden Dänen verjagt.

Mit neuem Mut brach Ansgar in den Norden auf, als der schwedische König Björn ihn 829 rief. In Birka am Mälarsee, westlich von Stockholm, entstand die erste christliche Kirche des Landes.

Nach diesem Erfolg erschien es Kaiser Ludwig sinnvoll, für die Mission im Norden einen festen Stützpunkt an der Reichsgrenze zu gründen. So entstand das Bistum Hamburg, Ansgar wurde 832 zum Missionsbischof geweiht. , der Papst machte ihn zum Erzbischof sowie zu seinem Legaten für ganz Skandinavien.

Ansgar musste in seinen Missionsbemühungen immer wieder Rückschläge hinnehmen, ja sogar eine Katastrophe erleben: Im Jahr 845 zerstören die Dänen Hamburg völlig und die Schweden verjagen die christlichen Missionare. Im Gefolge dieser Wirren werden Hamburg und Bremen zu einem Bischofssitz zusammengelegt, der Ansgar verliehen wird.

Da er jedoch "von Eifer für die Sache Gottes brannte", so sein Biograph, unternahm er bald wieder Missionsreisen und traf 852 beim Schwedenkönig ein. Dessen Wohlwollen und Ansgars Beharrlichkeit ließen das Missionswerk wieder gedeihen.

Hinter diesen nüchternen Berichten stehen jedoch unsägliche Mühen und Gefahren, die jede Nordreise damals mit sich brachte. Ansgar und seine Gefährten wurden mehrfach von Seeräubern angegriffen und verloren ihre Habe, darunter eine Büchersammlung, die ein Vermögen wert war. Der Landweg barg noch größere Gefahren. Unwegsame Gebirge, endlose Wälder, Wildnisse, Flüsse und große Seen versperrten die wenigen Wege im dünn besiedelten Norden, Räuber waren allenthalben zu befürchten. Wenn man ihnen entkommen war, lauerten Bären und Wölfe.

Doch Ansgar folgte unbeirrt seiner Berufung: "Durch die Verkündigung des Gotteswortes suchte er voller Eifer den Menschen zu helfen. Zuweilen jedoch liebte er auch Einsamkeit, um sich göttlicher Weisheit zu befleißigen, doch niemals ging ihm eigene Bequemlichkeit und Liebe zur Einsamkeit über das Wohl der ihm anvertrauten Herde. Er wollte dem Blinden Auge, dem Lahmen Fuß, den Armen ein wahrer Vater sein", so sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl. In diesem Bewusstsein gründete der Heilige Klöster und Spitäler, kaufte Gefangene frei und bekämpfte den Sklavenhandel.

Ansgar starb am 3. Februar 865 in Bremen eines natürlichen Todes, obwohl er das Martyrium aus Gottesliebe vorgezogen hätte. Seine Reliquien wurden nach Hildesheim verbracht, sind jedoch verschollen.

An den "Missionar des Nordens" erinnern heute noch die Kreuze in den Fahnen der nordischen Länder. Dänemark, Hamburg und Bremen verehren ihn als Schutzpatron, der meist in einem pelzbesetzten bischöflichen Gewand mit einem Kirchenmodell in der Hand dargestellt wird.

J. Schweier

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