Zurück zur Inhaltsseite Nachricht an uns

Der Heilige des Monats

Hl. Johannes Nepomuk (16. Mai)

Mit dem am 1. Mai vollzogenen Beitritt von zehn Kandidaten zur Europäischen Union ist auch Tschechien wieder ein Stück mehr in das Herz Europas gerückt. Was noch vor 20 Jahren fast unvorstellbar war, wurde allerdings vor Jahrhunderten als selbstverständlich empfunden, nämlich bereits im Mittelalter, das nicht national, sondern christlich-universal dachte. Im 14. Jahrhundert umfasste das Königreich Böhmen als Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, der König von Böhmen war einer der sieben Kurfürsten, die den deutschen König bzw. Kaiser wählten. Zur Zeit des heiligen Johannes Nepomuk war der böhmische König Wenzel IV. gleichzeitig deutscher König (1376 gewählt) und residierte vornehmlich in Prag.

Johannes wurde um 1350 als Sohn deutscher Eltern in dem slawischen Dorf Pomuk in der Nähe von Pilsen geboren. Né Pomuk, was als Nepomuk zu seinem Beinamen wurde, bedeutet nichts anderes als "aus Pomuk". Er erhielt eine gute Ausbildung in einem Zisterzienserkloster, studierte in Prag, wo 1348 die erste deutsche Universität gegründet worden war, promovierte in Theologie und studierte in Padua Rechtswissenschaft. Dem klugen Doktor stand eine große berufliche Karriere bevor, doch er wollte Seelsorger werden. Nachdem er zehn Jahre lang als Notar in der erzbischöflichen Gerichtskanzlei in Prag tätig gewesen war, wurde er 1380 zum Priester geweiht, durchlief mehrere Ämter, darunter das des Seelsorgers für deutsche Kaufleute und wurde schließlich vom Erzbischof Johann von Jenzenstein zum Generalvikar ernannt. In diesem Amt verteidigte er die Kirche mutig gegen die Machtansprüche des im Volk unbeliebten Königs Wenzel und wurde so populär, dass er dem König gefährlich erschien. Dieser ließ ihn anlässlich eines Streits um die Ernennung eines Abts verhaften und foltern - wobei er selbst Folterwerkzeuge gegen Johannes anwendete -, gefesselt durch die Stadt schleifen und am 16. Mai 1393 von der Karlsbrücke in die Moldau werfen. Eine Steinplatte auf der Brücke bezeichnet noch heute den Tatort.

Johannes' Leichnam wurde aus dem Wasser geborgen und im Prager Veitsdom beigesetzt. Bis heute ist auf Grund der dürftigen Quellenlage nicht sicher, aus welchem Grund sich der König zu diesem grausamen Mord hinreißen ließ. Erst 40 Jahre nach dem Tod des Heiligen taucht die berühmte Legende auf: Königin Johanna, die Ehefrau Wenzels, soll Johannes zum Beichtvater erwählt haben. Der misstrauische König wollte nun von diesem erfahren, ob seine Frau sich des Ehebruchs schuldig bekannt habe - wohl um seine eigenen Verfehlungen zu rechtfertigen. Doch Johannes verwies auf das Beichtgeheimnis und schwieg eisern, was ihm die tödliche Rache des erzürnten Herrschers einbrachte.

Sofort nach seinem Tod setzte eine starke Verehrung des Märtyrers ein. Sein Grab im Dom entwickelte sich zu einer viel besuchten Pilgerstätte. Heute ruhen die Reliquien des Heiligen in einem vom Wiener Meister Würth 1736 geschaffenen silbernen Sarkophag. Die Heiligsprechung wurde 1729 vollzogen. Die 1972 untersuchten Gebeine des Heiligen zeigten deutliche Spuren der Folter, seine gesondert aufbewahrte Zunge ließ sich seinem Leib zuordnen.

Viel bekannter als seine Grabstätte ist die 1693 auf der Karlsbrücke errichtete Statue. Sie ist das Vorbild zahlreicher Brückenstandbilder vornehmlich in Böhmen, Bayern und Österreich: Johannes Nepomuk als Chorherr im Chorrock, das Birett auf dem Kopf, Palme, Buch und Kreuz in der Hand, einen Finger auf den verschlossenen Mund gelegt, als Symbol des ungebrochenen Beichtgeheimnisses. Manchmal sind fünf Sterne in seinen Heiligenschein eingefügt für die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes "tacui" (ich habe geschwiegen).

Johannes ist der Patron Tschechiens, der Städte Prag, Salzburg und Santander sowie der Beichtväter, Schiffsleute, Flößer und Müller. Auf dem Lande wird er gegen Wassergefahren angerufen: "Heiliger Sankt Nepomuk, treib uns die Wassergüss' zurück."

J. Schweier

 

Diese Inhalte werden nicht mehr aktualisiert und enthalten ggf. veraltete Informationen