Liebe Frauchen, liebe Herrchen !

Wieder die alte Leier: der Drucker quält sich schon im Leerlauf vor sich hin, alle wollen Feierabend machen, ich sitze wieder vor einem weißen, leeren Blatt und knautsche abwechselnd auf einem Griffel und einem Stück Wurst. Dabei sieht das Blatt so schön weiß wunderbar aus und läßt eigentlich jeder Phantasie freien Lauf. Wozu soll ich es also beschmieren? Aber es gibt halt feststehende Rituale, an denen komme nicht einmal ich vorbei, zumal ich im Hintergrund schon wieder murmeln höre: "Nun mach schon, sonst gibt’s keine Wurst mehr!"

Im April habe ich natürlich – wie wohl alle anderen auch – das Osterfest genossen. Bei meinem Herrchen hatte ich gespürt, daß er seit Aschermittwoch, 8.00 Uhr, auf das Ende der Fastenzeit gelauert hat. Irgendwie sprach auch mir das aus dem Herzen. Wir haben dann auch ausgiebig Ostern gefeiert, er anders als ich, genossen haben wir es beide. Ich vertändelte meine Zeit auch nicht wie im Vorjahr mit Ostereiersuchen. Meine Erinnerung war noch gegenwärtig, daß da etwas Schmackhaftes für mich gar nicht dabei war. Ich suchte und fand auch die guten Stücke, denen die Nase eines kleinen Hundes einfach nicht wiederstehen kann, manches habe ich sogar selber ausgepackt und dann meinem Herrchen zugeschaut, wie der die Papierreste aufsammelte.

Der April war für mich ein ruhiger Monat, im Mai, glaube ich, wird es wieder bunter zugehen. Vor Pfingsten nimmt mein Herrchen an der Gemeindereise nach Rom teil. Da ich jetzt schon weiß, daß Spaghetti nicht mein Fall ist, ziehe ich es doch vor, hier in Berlin an bekannter Stelle mit schlesischer Küche Urlaubstage zu genießen, nach der langen Fastenzeit kann mir das auch keiner verübeln. Auch habe ich dann wesentlich mehr Auslaufmöglichkeiten, was meiner Linie wieder zugute kommt. So kompensiert das Herumtoben die Verführungen eines köstlich duftenden Fleischtopfes.

Eine Korrektur zum vorigen Monatsheft muß ich noch los werden. Es zeigt sich wieder einmal, daß es doch besser ist, man macht alles allein. Weil ich ein bißchen in Zeitnot war, hatte ich mein Herrchen gebeten, einige Zeilen für mich zu schreiben, um mir Arbeit abzunehmen. Ich habe dann nicht ordentlich nachgelesen (das sollte man tun!). Er verwies dort im Zusammenhang mit "Fastenzeit" auf mein Alter und machte mich doch glatt ein Jahr älter als ich tatsächlich bin. Zum Glück gab es aufmerksame Leser des April-Heftes, die ihn sofort und heftig korrigierten. Seine Ausrede, er habe halt mein Alter geschätzt, ist eine üble Verschlimmbesserung. Ich habe es ihn auch merken lassen. Aber da ich nicht nachtragend bin, er hat es mit einigen schönen Sachen wieder gut gemacht, ist mein Seelenfrieden wiederhergestellt.

Mit fröhlichem Gebell aus alten Klostermauern,

Ihr Klostermixdackel Moses.

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