Glaubens-ABC

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Ebenbild Gottes

 

Nach Gen 1,26 schuf Gott den Menschen noch seinem Abbild, d.h.: er begabte ihn vor allen anderen Geschöpfen mit dem Vorrecht Gottes, dem Geist. Damit tritt der Mensch ins Gegenüber zu Gott, gar in ein Verhältnis der Partnerschaft mit ihm. Der Mensch kann Gott „entsprechen", ihm antworten - er wird damit aber auch verantwortlich und schuldfähig. Die eigentliche „Entsprechung" und das unverstellte Bild Gottes liegt allerdings erst in Jesus Christus vor.  Er ist - weil ganz gottentsprechend - das Maß des Menschlichen. Ganz zuletzt in der Gottebenbildlichkeit des Menschen gründen noch christlicher Auffassung Würde und Rechte aller Menschen.

 

 

Ecce homo

 

 
Lat.: „Seht da, den Menschen!" Ausruf des Pilatus (Joh 19,5), als er den gegeißelten und mit Dornen gekrönten Jesus erneut dem Volk vorstellt, - eine seit der Spätgotik häufig dargestellte Szene. Der Evangelist Johannes will den leidenden Christus (nach dem Vorbild der Gottesknechtsprophetie: „Gegenstand der Verachtung und Auswurf der Menschheit" Jes 53,3) als den darstellen, der in Stellvertretung von uns wahrhaft Schuldigen die Strafe erleidet.  Durch seine freiwillige Erniedrigung wird Christus der Erste und Vornehmste der Menschen, der Mensch schlechthin.

 

 

Egoismus

 

 
Lat.-frz.: Selbstsucht, den Nächsten ausblendende Eigenliebe. Die Sünde und krankhafte Mangelerscheinung „Egoismus" („Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht" 1 Joh 15,12) ist nicht mit der von der Heiligen Schrift gutgeheißenen, ja sogar gebotenen Selbstliebe („Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" Mk, 12,31) zu verwechseln.

 

 

Ehebruch

 

 
Wenn die Ehe „ein Bund aus Liebe" ist, in dem Mann und Frau eine freiwillige Verpflichtung zu dauernder Gemeinschaft eingehen, die eine ähnlich intensive Gemeinschaft mit Dritten ausschließt, so kann dieser Bund auch gebrochen werden, wobei man im engeren (juristischen) Sinn unter "Ehebruch" den sexuellen Kontakt von Eheleuten mit Dritten versteht. Vom Wesen der Ehe her gesehen, geschieht Ehebruch aber nicht nur auf der Ebene der Körper, sondern auch im alltäglichen Abbruch an der Liebe. Während viele Paare außerhalb einer christlichen Lebenskultur sich heute den Ehebruch „in beiderseitigem Einverständnis" zugestehen, ist dies für Christen nicht denkbar. Ihr Treueversprechen nimmt Gott mit hinein in den Bund der Ehe; es ist Ehe nach seinen Bedingungen und nicht nach der Maßgabe gegenseitiger Abmachungen.  Eine Kirche, die sich an Jesu Vorbild orientiert, brandmarkt den Ehebruch; sie nimmt sich aber unvoreingenommen der Menschen an, die aus Schwäche oder Sündhaftigkeit ihre Ehe gebrochen haben.

 

 

Ehelosigkeit 

 

 
Neben dem Lobpreis des ehelichen Lebens, das sich in der ganzen Hl. Schrift findet, überrascht das Neue Testament auch mit einer tiefen Würdigung des ehelosen Lebens und der Einladung dazu („ ... um des Himmelreiches willen", Mt 19,12). Die Ehelosigkeit soll ein Zeichen für die absolute Neuigkeit und Andersheit der Zeit sein, die mit Jesu Verkündigung des Reiches Gottes begonnen hat. Das Gekommensein Jesu hebt die gewöhnlichen Abläufe von Zeit und Welt derart aus den Angeln, daß die Bezeugung der Anwesenheit Gottes absolute Priorität hat, und selbst eine so tiefe innerweltliche Einbindung, wie sie durch die Sexualität gegeben ist, überstrahlen muß. Das Lob der Ehelosigkeit diffamiert nicht die Ehe. Beide sind sie Zeichen für die Nähe, Treue und Absolutheit Gottes - aber Zeichen auf einer je anderen Ebene.

 

 

Ehekonsens 

 

 
Lat.: von consentire = übereinstimmen.  Das Ja-Wort der Brautleute muß ein gemeinsames Ja zu drei wesentlichen Punkten sein: 1. Ja, ich will eine unauflösliche Ehe eingehen. 2. Ja, ich gehe nur eine und zwar diese Ehe ein. 3. Ja, ich will die sexuelle Gemeinschaft mit meinem Partner, und ich will ihre Offenheit auf Nachkommenschaft hin.

 

 

Ehenichtigkeitserklärung

 

 
Die katholische Kirche kennt keine Scheidung; sie erklärt aber Ehen für nichtig, die entgegen der öffentlichen Annahme nie bestanden haben, weil bei der Eheschließung zumindest einer der beiden Partner von den Voraussetzungen (vorliegendes Ehehindernis), dem Erkenntnisvermögen oder der Absicht (mangelnder oder unvollständiger Ehewille) her nicht in der Lage war, das Ehesakrament einzugehen.  Solche Ehen können in einem kirchlichen Eheprozeß für nichtig erklärt werden.

 

 

Ehesakrament 

 

 
Vom mhdt. ewe = Gesetz. Die Ehe als dauerhafte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau wurde in nahezu allen Kulturen auch auf dem Hintergrund der Religion bedacht und gestaltet.  Während evangelische Christen die Ehe zwar „unter dem Wort" (also ausgerichtet an der Hl.  Schrift und verpflichtet auf das biblische Modell der Ehe) sehen, sie ansonsten aber als ein „weltlich Ding" (Luther) betrachten, nennen Katholiken die Ehe ein Sakrament - also ein sichtbares Zeichen, das eine unsichtbare Gnade bewirkt und unter dem sich eine unsichtbare Gnade vollzieht. Das „sichtbare Zeichen" ist das kirchliche Treuversprechen (Ja-Wort), das sich die Eheleute vor dem Pfarrer und vor zwei Zeugen geben. Die „unsichtbare Gnade" ist, daß Gott hier den Bund zweier Menschen segnet und aus ihnen eine Verbindung schafft („ein Fleisch", Gen 2,24), die von Menschen nicht mehr aufgelöst werden kann. Wenn Eheleute diese tiefe Verbindung durch ihr Leben zur Ausstrahlung bringen, so sind sie (nach dem Ausweis des Neuen Testaments) für die Weit ein „Bild" der unauflöslichen Verbindung, die Christus zu seiner Kirche hat. Für Katholiken wie Protestanten ist die Ehe nach Gottes Willen eine lebenslängliche Gemeinschaft („ ... in guten wie in bösen Tagen, bis der Tod euch scheidet"). Während die katholische Lehre eine korrekt eingegangene (keine Formfehler, kein Ehehindernis, Freiheit der Entscheidung usw.) und vollzogene Ehe (die Partner haben nach der Trauung miteinander geschlafen) für unauflösbar hält, kennen die evangelischen Kirchen die Auflösung einer Ehe wegen „Herzenshärtigkeit" - anders gesagt: weil sich Menschen gegen Gottes Willen verfehlen können.

 

 

 Ehre, Ehrabschneidung 

 

 
Die Ehre eines Menschen wurzelt nach christlichem Verständnis weniger in der Fülle seiner Verdienste als in der unverlierbaren Würde, ein von Gott geschaffenes, geliebtes und angesprochenes Wesen zu sein. Des Menschen Ehre ist, daß Gott ihn liebt. Menschliche Ehre hat demzufolge nicht nur ein „Ehrenmann", sondern beispielsweise auch noch ein heruntergekommener Trunkenbold. Das richtige Verhältnis zu meiner Ehre ist die Selbstachtung, und zur Ehre des Nächsten: seine prinzipielle Hochachtung.  Ehrabschneidung ist eine gravierende Sünde gegen die Gerechtigkeit.

 

 

Eid 

 

 
Eine Beteuerung, die dadurch untermauert werden soll, daß ein Unheil, ein Fluch geschehen möge, wenn die Aussage nicht der Wahrheit entspreche. Der Gotteseid (wie ihn das Alte Testament kennt) ruft Gott zum Zeugen und Garanten der Aussage an.  Aber auch Gott selbst leistet im AT Eide; er garantiert seine Zusagen und sagt unbedingte Erfüllung seiner Verheißungen zu. Mit Jesus kommt ein neues Denken; er verlangt von seinen Jüngern prinzipielle Wahrhaftigkeit und lehnt den Eid ab (Mt 5,33-37). Die klare Weisung Jesu hat allerdings in der Geschichte wenig Widerhall gefunden. Selbst in der Kirche wurde und wird noch immer gelegentlich der Eid verlangt.

 

 

Eifersucht (Eifer Gottes) 

 

 
Leidenschaftliches bis krankhaftes Allein-Besitzenwollen einer geliebten oder begehrten Person, oft verbunden mit Gefühlen von Angst und Haß. Eifersucht ist jedoch nicht in jedem Fall krankhaft oder eine Sünde. Ein Stück gesunder Eifersucht gehört zur Liebe und ist sogar der Ausweis ihrer Echtheit. Das Alte Testament bedenkt sogar Jahwe mit diesem Attribut: „ ... ein eifersüchtiger Gott ist er" (Ex 34,14).  Das meint: Gott, der die Menschen liebt, will mit der gleichen Ausschließlichkeit als Gott geliebt werden, wie es in der Vollgestalt der Liebe zwischen zwei Menschen nicht noch einen Dritten geben kann.

 

 

Einheit 

 

 
Der Wunsch noch Einheit unter seinen Jüngern gehört nach dem Ausweis des Johannesevangeliums zum testamentarischen Vermächtnis Jesu: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich geschaffen hast" (Jo 17,21 ) und: "So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich" (Jo 17,23). Einheit in den Familien, den Gemeinden, der Kirche, der verschiedenen Konfessionen wird von Jesus so hoch bewertet, daß sie geradezu zum Glaubwürdigkeitsgrund der Jesusbotschaft erklärt wird. Anders herum: Eine zerstrittene, zerfaserte Christenheit predigt mit ihrem Dasein das Gegenteil von dem, was sie verkündigt. Der Kern der Verkündigung heißt nämlich: "Gott ist die Liebe" (1 Jo 4,8), d.h.: in Gott ist unaufhebbare Verschiedenheit (Vater, Sohn, Heiliger Geist) und doch kein Streit, sondern eben Liebe - also die wesenhafte Kraft, noch das Verschiedenste in einer glücklichen Einheit zusammenzubinden und gelten lassen zu können.  Darum ist auch die Glaubensspaltung so skandalös: weil Christen darin den Gott Jesu leugnen.

 

 

Einsetzungsberichte 

 

 
Im Neuen Testament gibt es vier Texte (Mk 14,22-25, Mt 26,26-29; Lk 22,14-20; 1 Kor 11,23-26), die uns das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern überliefern. Die Kirche versteht sie als Berichte von der Einsetzung des Sakramentes der Eucharistie. Obwohl alle Texte in Details voneinander abweichen, weisen sie doch eindeutig auf ein historisches Geschehen und einen Auftrag hin, der von der Urkirche als lebendige liturgische Tradition gepflegt wurde.

 

 

Einsiedler 

 

 
Einsiedler (oder Eremiten), die sich aus Liebe zu Gott oder aus persönlichem Vollkommenheitsstreben zu Meditation, Gebet und Arbeit in die Einsamkeit zurückgezogen haben, gibt es in vielen Religionen. Ein berühmter christlicher Einsiedler war Nikolaus von der Flüe; an seiner Person wird auch deutlich, welche Dimension ein christliches Eremitenleben von anderen Eremiten-Idealen unterscheidet. Christ ist man immer für andere, selbst als Eremit. Nikolaus von der Flüe verstand seine Einsamkeit wesentlich aus dem Gedanken der „Stellvertretung" und des fürbittenden Gebetes heraus.

 

 

Eisheilige 

 

 
Volkstümliche Bezeichnung für die Heiligen Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia (15. Mai, die „Kalte Sophie"). An ihren Gedenktagen verursachen Kaltlufteinbrüche gelegentlich Frostschäden in der Baumblüte.

 

 

EKD 

 

 
Abkürzung für Evangelische Kirche in Deutschland. Dies ist der 1948 erfolgte Zusammenschluß aller evangelischen (d.h.: der dreizehn lutherischen, zwei reformierten, zwölf unierten) Landeskirchen und der Herrenhuter Brüdergemeine in Deutschland zu einem Bund, der jedoch in Lehre, Kultausübung und organisatorische Selbstständigkeit der einzelnen Landeskirchen nicht eingreift. Die EKD hat vornehmlich die Aufgabe, die gemeinsamen Interessen der einzelnen Gliedkirchen gegenüber dem Staat zu vertreten; dazu gehören etwa die Einflußnahme auf politische Entscheidungen, eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, oder die Förderung von Hochschulen und übergreifenden Verbänden. Organisatorisch gibt es in der EKD eine Synode mit 120 Mitgliedern, eine Kirchenkonferenz mit je einem Vertreter aus den Mitgliedskirchen und den Rat der EKD mit zwölf Mitgliedern (darunter dem Präses der Synode).

 

 

Ekklesiologie 

 

 
Vom griech. „ecclesia" = Versammlung, Kirche. In der Theologie: Lehre von der Kirche. Die Ekklesiologie handelt vom Entstehen der Kirche, ihrem Wesen, ihren Kennzeichen und den Diensten und Ämtern, in denen sich die Kirche entfaltet. Der Ort der Ekklesiologie im Gesamtbau der Theologie ist meist die Lehre vom Heiligen Geist, denn der Geist ist „die wirksame Gegenwart und die gegenwärtige Wirksamkeit des erhöhten Herrn in der Kirche und in der Welt" (Katholischer Erwachsenenkatechismus, 1985).

 

 

Ekstase 

 

 
Griech.: ein Über-sich-Hinausgerissenwerden in einen höheren Bewußtseinszustand, in dem der Mensch nicht mehr Herr seiner Kontrolle ist, sondern sich im Einflußbereich einer anderen Kraft befindet. Ekstatische Phänomene gibt es nicht nur nach Drogengebrauch, in der menschlichen Sexualität oder beim Tanz der Derwische; es gibt sie auch in der christlichen Mystik, jedoch werden sie hier nicht angestrebt, oder mittels einer „Technik" herbeigeführt.  Jeder Christ ist aber letztlich zu einer Ekstase berufen, denn die Begegnung mit Gott in Tod und Gericht ist ein Hineingerissenwerden in die Liebe Gottes, in der sich der Mensch erst endgültig selbst findet.

 

 

El 

 

 
Einer der Gottesnamen im Alten Testament. „El" scheint ursprünglich der Göttervater der kanaanäischen Götterversammlung gewesen zu sein. Jakob („Ich bin El, der El deines Vaters", Gen 46,3) scheint ein El-Verehrer gewesen zu sein.

 

 

Elija

 

 
Hebr.: Mein Gott (El) ist Jahwe. Gilt im Alten Testament als der größte Prophet des Nordreiches (Vgl. 1 Kg 17-19; 21 2 Kg 1 ). Wie sein Name schon andeutet, trat Elija vor allem für die Ausschließlichkeit der Jahwe-Verehrung ein. Im Erzählschatz des Glaubens ist er als der große Bekämpfer des Baalskultes vertreten. Elija setzte sich aber auch nachhaltig für gerechte Verhältnisse in seinem Land ein.

 

 

Elisabeth von Thüringen 

 

 
Die 1207 in Sárospatak geborene ungarische Königstochter gilt als eine der größten Heiligen in Deutschland. Nachdem sie wenige glückliche Jahre mit dem thüringischen Landgrafen Ludwig IV. verheiratet war, begann sie - inspiriert von der franziskanischen Armutsbewegung - ein einfaches Leben, das ganz im Dienst der Kranken und Mittellosen stand. Elisabeth gründete unter anderem in Marburg ein Armenhospital. Als sie 1231 starb, hatte sie sich bereits den Ruf einer Heiligen der Nächstenliebe erworben.

 

 

Elohist 

 

 
Ein künstlich gebildeter Fachbegriff, mit dem Exegeten bestimmte Partien aus dem Pentateuch (die fünf ersten Bücher des Alten Testaments: Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium) bezeichnen, in denen vornehmlich der Gottesname „Elohim" (anstelle von „Jahwe") Verwendung findet.

 

 

Elternliebe 
 

 

Das vierte der „Zehn Gebote" lautet in der Formulierung aus Ex 20,12: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott dir gibt". Das Gebot der Elternliebe schließt auch die Pflicht zur Sorge im Alter mit ein.

 

 

Emanzipation der Frau

 

 
Wie vielfach in der antiken Umwelt, war die Frau im Alten Testament faktisch dem Mann untergeordnet (Gen 3,16) und unterstand ein Leben lang weitgehend männlicher Rechtsvollmacht. Gleichzeitig wird jedoch bereits in Gen 1,27 ein theologischer Unterschied, was Wert und Würde von Mann und Frau betrifft, zurückgewiesen: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie." Noch intensiver - nämlich unter Berufung auf das neue Menschsein in Christus - begründet Paulus die Gleichberechtigung von Mann und Frau: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid 'einer' in Christus Jesus" (Gal 3,28). Dennoch sind ohne Zweifel patriarchalische Strukturen bis auf den heutigen Tag in der Kirche wirksam. Sich für die volle Anerkennung der Frau in Kirche und Gesellschaft einzusetzen, ist kein feministisches Sonderinteresse, sondern ein biblischer Auftrag an alle Christen.

 

 

Endlichkeit

 

 
Vielfach besteht die Gefahr, sich darüber hinwegzutäuschen, daß dem menschlichen Leben ein endlicher Zeit-Raum gesetzt ist. Die Erkenntnis, daß wir nur „auf Zeit" Mensch sind, bringt eine neue Dimension in den Entwurf des Lebens ein: Wer ein Verhältnis zum Alter, zu Krankheit und Tod gewonnen hat, lebt verantwortlicher und bewußter.

 

 

Engel 

 

 
Griech.: angelos = Bote. Der abstoßende Kitsch, der mit Engelchen und Barockputten getrieben wurde und wird, hat nichts mit der kirchlichen Lehre von den Engeln zu tun. Nach Aussage der Heiligen Schrift und der kirchlichen Lehre gibt es zwischen Gott und Mensch geschaffene himmlische Wesen, die in besonderer Nähe zu Gott leben und gleichzeitig göttliche Boten, Wächter und Begleiter der Menschen sind. Die Engel scheinen von ihrem Wesen her Gotteslob zu sein; so erklingt auch an zentraler Stelle im Gottesdienst ein Engelsgesang, das „Sanctus" (Jes 6,3; Offb 4,8). Sodann sind es immer wieder Engel, die als Verkünder einer ganz besonderen Botschaft Gottes in Erscheinung treten (etwa: Verkündigung an Maria, Lk 1,26). Der Glaube an den Schutzengel, der in der Volksfrömmigkeit eine besondere Rolle spielt, kann sich auf Mt 18,10 berufen, wo Jesus über die Kinder sagt: „Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters".

 

 

Entrückung

 
 

Die Vorstellung, daß Gott jemand aus dieser Welt hinwegnehmen kann, ohne daß er stirbt, ist eine vielfach verbreitete mythische Vorstellung des Altertums, die sich auch in der Bibel findet (Vgl. die Entrückung des Elija in 2 Kön 2,11). Die „Himmelfahrt" Christi, die historisch vielleicht in der Tatsache des Aufhörens einer dichten Folge von Auferstehungserfahrungen bestand, ist deutlich nach dem Muster hellenistisch-römischer Entrückungsberichte gestaltet.

 

 

Entscheidung

 

 
Die Möglichkeit des Menschen, sich zwischen mehreren Dingen „entscheiden" zu können, setzt Freiheit voraus. Der christliche Glaube geht davon aus, daß es die besondere Würde des Menschen ausmacht, von Gott zu wirklich freien Entscheidungen begabt zu sein. Gleichzeitig m u ß  sich der Mensch jedoch entscheiden, um sein Leben verantwortlich und gut zu leben. Und Gott stellt ihn auch vor die Entscheidung, wie nicht nur das Gleichnis von den zwei Wegen (Mt 7,13f.) zeigt. Jedes der Gleichnisse Jesu nimmt den Hörer in die Erzählung mit hinein, um ihm an einem bestimmten Punkt die Entscheidungsfrage zu stellen: Wo stehst du?

 

 

Entwicklung, Entwicklungslehre

 

 
Im 19. Jahrhundert bedeutete es eine Erschütterung des Glaubens an den Schöpfergott, als Darwin die Lehre vertrat, daß die verschiedenen Lebewesen auf der Erde (und auch der Mensch) nicht durch einen unmittelbaren Schöpfungsakt Gottes entstanden seien, sondern sich vielmehr auseinander entwickelt hätten.  Heute ist man der Ansicht, daß die „Lehre von der Schöpfung" und die „Lehre von der Evolution" zwei Antworten auf zwei verschiedene Fragen sind.  Die Bibel ist kein Biologiebuch, gibt also keine Antwort auf die Frage nach biologischem Ausformungsprozeß des Lebendigen. Andererseits können Biologen nichts über Sinn, Herkunft und Zweck des Lebens sagen. Teilhard de Chardin brachte den christlichen Schöpfungsglauben mit der Entwicklungslehre in Einklang, indem er die Formel vorschlug: „Gott macht, daß sich die Dinge selber machen". Auch in einer evolutionären Welt ist Gott derjenige, ohne dessen Wille nichts im Sein ist und im Sein gehalten wird.

 

 

Enzyklika

 

 
Griech.: Rundschreiben. Unzyklische päpstliche Rundschreiben, die traditionellerweise noch ihren Anfangsworten benannt werden (Beispiel: die Enzyklika „Redemptoris Mater" beginnt mit den Worten: Die Mutter des Erlösers ... ). Enzykliken sind Lehrschreiben, in denen der Papst in Funktion seines „ordentlichen Lehramtes" spricht, also keine „unfehlbaren" Lehrentscheide vorstellt. Dennoch sind katholische Christen gehalten, die Lehre des Papstes kennenzulernen und sie vor ihrem Gewissen zu erwägen.

 

 

Epheserbrief

 

 
Einer der 14 sogenannten Paulusbriefe. Viele Exegeten halten den Epheserbrief allerdings für die Schrift eines Paulusschülers. Als Zeit der Abfassung vermutet man heute etwa 90 n. Chr.  Das kleinasiatische Ephesus war in der Antike eine Weltstadt, in der sich orientalische und griechische Kultur begegneten. In Ephesus wohnten auch viele Juden, denen Paulus auf seiner zweiten und dritten Missionsreise mit Erfolg das Evangelium predigte.

 

 

Epiklese

 

 
Herabrufung des Heiligen Geistes über die Gaben von Brot und Wein im Hochgebet der Kirche.

 

 
 

Epiphanie

 

 
Griech.: Erscheinung (des Herrn). Hochfest der katholischen Kirche und eigentliches Weihnachtsfest der orthodoxen Kirchen; Feier um 6. Januar. In Tit 2,11 heißt es: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen (epephane), um alle Menschen zu retten".  Der Festgehalt: Indem die Magier aus dem Morgenland in dem Kind den göttlichen König und Herrn der Welt erkennen, wird die wahre Bedeutung des Menschgewordenen aller Welt offenbar.

 

 
 

Erbauung
 

 

Meist abwertend (im Zusammenhang der Frömmelei) gebrauchtes Wort für den seelischen Trost, den man sich aus dem christlichen Glauben verspricht. Dabei hat die „Erbauung" biblische Wurzeln. Bei Paulus heißt es: „ ... Deswegen erlahmen wir nicht; und wenn auch unser äußerer Mensch vernichtet wird, der innere wird Tag für Tag erneuert" (2 Kor 4,16).  Die Erbauung ist die christliche Grunderfahrung der Errettung mitten in der Zerstörung und des bereits angebrochenen Heils im Unheilen. Der 1. Petrusbrief macht jedoch klar, daß "Erbauung" nichts Individualistisches ist, sondern in die Gemeinschaft verweist: „Laßt euch als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen ... „ (1 Petr 2,5).

 

 
 

Erbsünde/Erbschuld

 

 
Da zur Sünde die freie, individuelle Entscheidung gehört, kann man die Sünde im eigentlichen Sinne nicht „erben".  Die „Erbsünde" umschreibt aber den Tatbestand, daß jeder Mensch mit seinem Menschsein eine Weise zu sein übernimmt, in der er nicht anders kann als zu sündigen.  Er „erbt" - bildlich gesprochen - die Ursünde Adams und wird mit ihm aus dem Paradies verstoßen, das heißt: von Gott getrennt. Da Christus wie die Schrift sagt - die Sünde Adams tilgt und den Zugang zu Gott wieder eröffnet, ist das In-Christus-Kommen durch die Taufe der Weg des Menschen, dem Zusammenhang der Erbsünde zu entrinnen.

 

 
 

Erfahrung

 

 
„Denken" und „Erfahrung" sind seit alters her in der Philosophie die beiden einander ergänzenden Wege, auf denen der Mensch die Wirklichkeit wahrnehmen kann. Das gilt auch für die Wirklichkeit des Glaubens. Auch hier läßt sich das „Gottdenken" (= Theo-Logie) nicht gegen die „Gotteserfahrung" ausspielen. Ein Denken Gottes ohne die Erfahrung seiner Wirklichkeit bleibt abstrakt. Eine Erfahrung Gottes ohne das Denken wäre nicht verstehbar und nicht mitteilbar. Glauben und Gott „erfahren" kann man nicht nur in der Mystik: Erfahrung begleitet und erhellt die Schritte in ein entschiedenes christliches Leben; Erfahrung kommt aus dem Rückblick auf Führungen und Fügungen in der eigenen Lebensgeschichte. Nicht zuletzt gibt es eine Gotteserfahrung im Gebet.

 

 
 

Erinnerung

 

 
Als bedeutendes Wort in der Theologie hat man die „Erinnerung" noch nicht lange wiederentdeckt. Dabei kann man mit dem Wort Erinnerung das Herzstück der Theologie des Alten Testamentes beschreiben. Israel wurde zum Volk Israel aus der Erinnerung an die sie einigenden Großtaten Gottes, insbesondere aus der Erinnerung an den Auszug aus dem Land der Knechtschaft - Ägypten.  Aus der Erinnerung an die Treue und Liebe Gottes fand Israel immer wieder zu seiner Identität und Berufung (so heißt es in einem jüdischen Mischna-Kommentar: „In jeder Generation sind alle verpflichtet, sich so anzusehen, als seien sie selbst aus Ägypten ausgezogen").  In diese Tradition des Erinnerns stiftet Jesus das Sakrament der Eucharistie ein: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!" (Lk 22,19). Nicht nur hier bedeutet Erinnern mehr, als an einen Akt in grauer Vorzeit denken. Erinnern heißt, sich der gegenwärtigen Wirklichkeit und Wirksamkeit Gottes entsinnen, sie für sich zu entdecken.

 

 
 

Erkennbarkeit Gottes

 

 
Christen halten im Gegensatz zu den Agnostikern, die eine Erkennbarkeit Gottes bestreiten, daran fest, Gott könne „mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Gewißheit erkannt werden" (l. Vatikanisches Konzil). Es heißt bewußt  k a n n  und nicht  m u ß  (so, als müsse jeder Mensch klaren Verstandes die Existenz Gottes logisch folgern). Gemeint ist vielmehr, daß das Wort „Gott" keine Sonderwirklichkeit außerhalb der Vernunftwirklichkeit ist. Gläubige und Nichtgläubige können über Gott und den Glauben sprechen. Verstehen und Überzeugung sind möglich. Man muß dazu nicht gleich den Sprung in den Glauben machen. Was sich hinter „Gott" und „Glaube" verbirgt, ist zwar größer als die Vernunft - es ist aber keine Wirklichkeit gegen die Vernunft oder neben ihr.

 

 
 

Erlöser/Erlösung

 

 
Der Gedanke der Erlösung durch Gott, der schon im Alten Testament eine große Rolle spielt, ist ein Bild, das einer Sklavenhalter-Gesellschaft entnommen ist und wohl wesentlich auch auf die Erfahrungen des Volkes Israel im Sklavenhaus Ägypten zurückzuführen ist. Jemanden erlösen, hieß: jemanden loskaufen aus Fremdbestimmung und Unfreiheit. Danach gestaltete sich ein Gottesbild: Jahwe als der Loskaufer, Freikaufer, Retter, Heiler (Jes 43,1-4; 52,3). Das Neue Testament überträgt das rettende Loslösen auf die Gestalt Jesu (Jeschua bedeutet an sich schon: Jahwe rettet), der befreit und auf jeden Einzelnen, der Befreiung nötig hat - nämlich aus der Sklaverei der Sünde, dem Gesetz des Todes. Paulus schreibt von sich: „ ... ich ... bin an die Sünde verkauft ... " (Röm 7,14). Und angesichts der Befreiungstat der Auferstehung Christi heißt es: „ ... denn ihr wart Sklaven der Sünde ... befreit aus der Sünde seid ihr zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden" (Röm 6,17-18). Von Jesus Christus erlöst zu sein, heißt: nicht mehr in Fesseln sein, frei zu sein für ein Leben der Liebe. Und es heißt auch: nicht mehr sterben.

 

 
 

Erotik
 

 

Griech.: Sinnliche Liebe. Schönstes Zeugnis sinnlicher Liebe im Alten Testament ist das „Hohelied", eine Folge von freizügigen Liebes- und Hochzeitsliedern, in denen die gegenseitige Anziehungskraft von Mann und Frau, ihre Poesie und die Schönheit des Leibes gepriesen werden. Bilder aus dem Bereich der Erotik wurden herangezogen, um die innige und starke Beziehung Jahwes zu seinem Volk, bzw. Christus zu seiner Kirche darzustellen. Leibfeindliche Tendenzen sind der Heiligen Schrift fremd, auch wenn der Bereich der Erotik in eine Lebensordnung eingebunden wird, in der der ganze Mensch auf Gott ausgerichtet ist. In einer Religion, die sogar die „Auferstehung des Fleisches" lehrt, sind spätere Tabuisierungen des Erotischen Ausdruck der Angst vor dem Dämonisch-Anarchischen in der Sexualität. Daher ist es richtiger, von der Leibangst, als von der Leibfeindschaft im Christentum zu sprechen.

 

 
 

Erschaffung des Menschen/der Welt

 

 
Daß Welt und Mensch ihr Dasein, ihr Sosein und ihr Verbleiben im Da- und Sosein nicht einem kosmischen Zufall, sondern dem Wollen eines Schöpfergottes verdanken, widerspricht nicht naturwissenschaftlichen Entstehungshypothesen. Gottes Schöpfermacht schließt Zweitursuchen nicht aus, sondern ein.

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