Glaubens-ABC

aus image digital, Bergmoser + Höller Verlag GmbH  

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Fahrzeug

vgl. Stichwort "Buddhismus". Der Buddhismus kennt drei Heilswege: Das Kleine Fahrzeug, den mönchischen Weg mit strenger Disziplin; das Große Fahrzeug, einen mystischen Weg der Laien; das Diamantene Fahrzeug, einen magisch- esoterischen Weg.

Familie
 

Christlich ist die Sicht der Familie eng mit der Ehe verknüpft. Hach Thomos von Aquin ist das "bonum prolis", das Gut der Nachkommenschaft, ein Ziel der Ehe, das auch im katholischen Kirchenrecht festgeschrieben ist. Die Familie ist ein Bild der Liebe des dreifaltigen Gottes, der den Menschen als Gemeinschaftswesen geschaffen hat. Die Familie ist die kleinste Lebensgemeinschaft einer Gesellschaft. Sie ist der Raum, in dem ein Kind zu einem sozialen Wesen erzogen wird. Christlich ist die Fomilie "Keimzelle" der Kirche, in der ein Kind zum ersten Mal mit Religion in Berührung kommt und den Glauben erlernt.

Familie, heilige
 

Jesus, seine Mutter Maria und sein Ziehvater Josef, der Zimmermann, sind die heilige Familie. Seit dem 19. Jahrhundert feiert die katholische Kirche am Sonntag nach Weihnachten das Fest der heiligen Familie.

Fasten
 

alt- und mittelhochdeutsch: Eesthalten an den Fastengeboten; vgl. Stichwort "Abstinenz". Das Fasten hat religiösen Hintergrund, keinen Diätcharakter. Es gibt das Fasten als Verzicht auf Güter, um sie mit Notleidenden zu teilen, und das Fasten zur Reinigung von Körper und Geist zur Begegnung mit Gott. Hierzu hat die medizinisch gebildete Mystikerin Hildegard von Bingen im Mittelalter noch heute gültige Regeln aufgestellt.

Fastenzeit
 

vgl. Stichwort "Aschermittwoch" und "Bußzeit, österliche"

Fastnacht
 

Im engen Sinne heißt die Nacht zum Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, Fastnacht. Die Fastnacht übernimmt vor allem im alemannischen Raum germanische und heidnische Bräuche der Winteraustreibung. Regional ist es auch die Bezeichnung für die "tollen Tage", ähnlich dem Karneval oder Fasching.

Fatima
 

Portugiesische Stadt, in der jeweils am 13. eines Monats von Mai bis Oktober des Jahres 1917 die Mutter Goffes den drei Kindern Lucia, Francisco und Jacinta erschien. Die Erscheinungen waren mit kosmischen Phänomenen verbunden. Sie sprach zu den Kindern und gab ihnen den AuEruf an das ganze Land weiter, sich zu hekehren und den Rosenkranz zu beten. Der Bischof bestätigte die Erscheinungen erst 1930 nach eingehender Prüfung. Fatima ist zum Wallfahrtsort und zum Ausgangspunkt einer christlichen Erneuerungsbewegung in Portugal geworden.

Fegefeuer
 

Deutsche Übertragung des lateinischen Begriffs "purgatorium" (Ort der Reinigung). Nach dem Tod – oder, nach neuerem Verständnis, im Tod – hält Gott ein Einzelgericht über jeden Verstorbenen. Christus ist am Kreuz gestorben, um die Schuld aller Menschen auf sich zu nehmen. Diese Vergebung erfährt jeder Mensch aus Gnade. Niemand, der in der Nachfolge Christi zu leben versucht, kann dahinter zurückfallen. Doch der Mensch ist ein freies Wesen, das im alltäglichen Leben auch Entscheidungen trifft, die Gottes Willen entgegenstehen. Gott nimmt das Leben jedes Menschen sehr ernst. Darum werden auch seine Fehler nicht einfoch ausradiert. Christi Erlösungstod ist vielmehr die Grundlage dafür, daA Gott diese schulhaften Fehler verzeiht. Weil es keinem Menschen gelingt, ein Leben ganz frei von Sünden zu führen, muß jeder Verstorbene eine Läuterung erfahren, die ihn zum ewigen Leben bei Gott befähigt. Im Angesicht Gottes wird dem Menschen seine Schuld schmerzhaft bewuAt. Der Mensch erfährt die vergebende Liebe Gottes als schmerzhaft größer als die eigene Sünde. Die Qualen, die der Mensch in diesem Läuterungsvorgang aussteht, werden mit dem Bild des Fegefeuers beschrieben. In der Bibel gibt es zwar keinen direkten Hinweis auf einen Ort, an dem die Reinigung verstorbener geschieht. Aber bereits das Alte Testament fordert zur Fürbitte für Verstorbene auf, die sich im Prozeß ihrer Löuterung befinden.

Feministische Theologie
 

vgl. Stichwort "Emanzipation der Frau", lat. femina, Frau. Der Feminismus ist eine hauptsächlich von Frauen unterstützte gesellschaftliche Bewegung. Sie hat positiv das Ziel, die Frau dem Mann gleichzustellen. Sie kritisiert Institutionen, die von Männern dominiert werden und Frauen weder formal noch inhaltlich berücksichtigen. In der Kirche ist unter dem Einflu6 des Feminismus die feministische Theologie gewachsen. Sie stellt positiv die Bedeutung der Frau in Bibel und Kirche dar und kritisiert die überwiegend männliche und von Männern geschriebene Theologiegeschichte. Die feministische Theologie orientiert sich an den theolagischen Teilwissenschaften. Feministische Bibelauslegung forscht danach, welche Rolle Frauen im Heuen und Alten Testament übernehmen. Sie untersucht den Sprachgehalt der Bibel nach weiblichen Elementen im Gottesbild. Zum Beispiel ist "ruach", das hebräische Wort Für den Heiligen Geist, weiblichen Geschlechts (Gen 1,2). Jesus spricht von seinem Wunsch, die Kinder Jerusalems um sich zu sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt (Mt 23,37). Die feministische Ekklesiologie, die Lehre von der Kirche, beschäftigt sich unter anderem mit den Möglichkeiten der Frauen, ein kirchliches Amt zu übernehmen. Feministische Liturgie erarbeitet liturgische Gebete und Gesänge, die Frauen sprachlich und mit ihren Lebenssituationen berücksichtigen.

Feuerbestattung
 

vgl. Stichwort "Begrübnis", "Auferstehung der loten". Die Feuerbestattung ist neben der Beisetzung der Leiche in den Kulturen und Religionen der Welt die am häufigsten verbreitete Art der Bestattung. Der Körper des oder der Verstorbenen wird verbrannt und in einer Urne beigesetzt. Zwar widerspricht die Feuerbestattung nicht dem christlichen Auferstehungsglauben; die 8estattung des unversehrten Leichnams wird jedoch als deutlicheres Zeichen der Auferstehungshoffnung empfunden. Darum empfehlen die christlichen Kirchen die Erdbestattung.

Firmung
 

vgl. Stichwort "Chrisam"; lat. firmare, stärken, festigen. Eines der sieben katholischen Sakramente. Mit 14 Jahren sind Jugendliche religionsmündig. Die katholische Kirche spendet ihnen in diesem Alter das Sakrament der Firmung, der Bestärkung zum mündigen Glauben. Da mit dem Sakrament eine echte Entscheidung für den Glauben verknüpft sein soll, setzen immer mehr Gemeinden das Firmalter höher an, etwa mit 18 Jahren. Die Firmvorbereitung geschieht meist unter Leitung von ehrenamtlichen Christen in der Art eines Glaubenskurses. Im Firmgottesdienst, bei der Spendung des Sakramentes, werden die Jugendlichen mit Chrisam gesalbt und erhalten eine symbalische "Ohrfeige". Spender des Sakramentes ist der Bischof, ein Weihbischof oder in Ausnahmefällen auch ein Abt. Den Firmlingen, also den Jugendlichen, die gefirmt werden, steht ein Firmpate oder eine Firmpatin zur Seite, die nicht identisch mit den Taufpaten sein müssen.

Fisch
 

vgl. Stichwort "Christeoverfolgung". Der Fisch ist ein altes christliches Symbol. Ein frühes christliches Bekenntnis in griechischer Sprache lautete "lesous Christos, Theou Hios, Soter" (Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland"). Die Anfangsbuchstaben ergeben zusammen das griechische Wort "Ichthys", "Fisch". In den ersten beiden christlichen Jahrhunderten, als die Christen noch als Staatsfeinde verfolgt wurden, zeichneten sie den Fisch als Geheimsymbal auf, um sich untereinonder als Christen zu erkennen zu geben.

Fluch
 

mhd. vluochen, beklagen, vgl. auch Stichwort "Feind, Feindesliebe". Besonders das Alte Testament verwendet das Gegensatzpaar von Fluch und Segen. Ein Fluch meint die Verwünschung eines Menschen und Lossagung von der Gemeinschaft mit ihm. Zwar ist für alltägliches Schimpfen auch das Wort "Fluchen" gebräuchlich geworden; "Fluch" im ursprünglichen Sinne meint jedoch immer das Anwünschen von Unheil mit magischer oder religiöser Komponente. Das magische Verständnis des Fluches liegt im Glauben an die Wirksamkeit des Wortes begründet; christlich richtet sich der Fluch gegen einen anderen im Namen Gottes. Davon geht der Beter der Fluchpsalmen der Bibel aus: Der Feind des Gläubigen ist auch ein Feind Gottes und zieht sich daher verdienterma0en den Fluch zu. Die Bibel kennt neben der Verfluchung eines Menschen durch einen anderen auch den Fluch Gottes, ols Strafe oder Strafandrohung über Menschen ousgesprochen, oder aber die Selbstverfluchung ("ich soll verflucht sein, wenn ...").

Focolarini, Fokolare
 

ital.: focolare, Feuerstelle, Herd. Gemeinschaft von Laien und Priestern, die 1944 um ihre Begründerin, Chiara Lubich, in Trient entstand. Die Spiritualität der Gemeinschoft versteht sich aus der Zusoge Christi: "Wo zwei oder drei in meinem Hamen versammelt sind, da bin icb mitten unter ihnen" (Mt 18,20). Die Focolarini (italienische Bezeichnung) bzw. Fokolare (eingedeutschter Nome) sind der Gemeinschaft in unterschiedlichen Abstufungen verbunden. So gibt es Fokolore, die wie Ordensleute nach den Evangelischen Räten leben; andere gehen unabhöngiger von der Gemeinschaft ihren Berufen nach. Sie finden sich jedoch in sogenannten "Wort-des-Lebens-Kreisen" zusammen.

Formgeschichtliche Methode
 

vgl. Stichwort Exegese. Die Sprachwissenschaft hat ein Instrumentarium verschiedener Methoden entwickelt, mit deren Hilfe Texte genauer auf ihre Aussageabsicht geprüft werden können. Die historisch-kritische Exegese, seit Beginn des 20. Jabrhunderts die bevorzugte Arl der Bibelauslegung, macht sich die Kenntnisse der Sprachwissenschaft zunutze. Ein Element des Instrumentariums ist die formgeschichtliche Melhode. Viele Texte der Bibel haben eine Vorgeschichte. Sie wurden zunächst in mündlicher Tradition überliefert, bevor sie von den Verfassern der Bibel gesammelt ur d aufgeschrieben wurden. Man erkennt die Textteile, die schon vor der schriftlichen Fixierung in der heutigen Bibel vorlagen, an ihrer in sich geschlossenen Form. So enthält die Bibel z. B. Ueder oder geschichtliche Erzählungen. Die Form lä6t Rückschlüsse darauf zu, welchen "Sitz im Leben" ein Text hatte, beispielsweise als lied innerhalb eines Gottesdienstes oder als Lehrerzählung eines Familienvaters an seine Kinder. (Ein Beispiel aus dem Alltag: Ein Brief an eine gute, alte Tante beschreibt ein Ereignis mit anderen Worten als eine intime Tagebucheintragung, wieder anders erzählt man es einem guten Freund am Telefon.) Die Kenntnis über die Form und den "Sitz im Leben" eines Textes ist eine Hilfe zur richtigen Auslegung eines biblischen Textes, der immer ein Teil der biblischen Heilsoffenbarung Gottes ist.

Franziskaner, Franziskanerinnen
 

vgl. Stichwort "Franziskus", "Bettelorden". Der heilige Franziskus, der im 13. Jahrhundert in Assisi/Italien lebte, hat sich für eine Lebensform in völliger Armut aus dem Geist des Evangeliums entschieden. Um ihn sammelten sich weitere Münner als seine Brüder, die seine Lebensform teilten. Papst Innozenz III. bestätigte 1223 die Ordensregeln des Franziskus. Hoch diesen Regeln folgt der Orden seither dem Ideal des Lebens nach dem Vorbild des Evangeliums. Dies beinhaltet ein Leben nach den Evangelischen Räten des Gehorsams, der Keuschheit und besonders der Armut (des einzelnen und der Gemeinschaft). Äu6eres Zeichen ist das schlichte braune Gewand mit einem einfachen, geknoteten Seil als Gürtel. Der Orden wird als "ordo fratrum minorum", Orden der kleinen oder Minderbrüder bezeichnet. Daher haben die Franziskaner die Abkürzung "OFM" hinter ihrem Namen. Nach der dritten Ordensregel bildeten sich auch die Frauenorden der Franziskanerinnen mit den Aufgabenschwerpunkten im Caritas und Erziehungsbereich.

Franziskus
 

vgl. Franziskaner, Franziskanerinnen. Franziskus (Rufname; Taufname: Johannes) wurde ll82 als Sohn der reichen Tuchhändlerfamilie Bernadone in der italienischen Kleinstadt Assisi geboren. Er unterhielt die Jugend Assisis mit Musik und Festen. In der kleinen, verfallenen Portiuncola-Kirche hatle er sein Berufungserlebnis: Christus bat ihn vom Kreuz herab, die Kirche neu aufzubauen. Mit Unterstützung des Ortsbischofs sagte Franziskus sich vom Elternhaus los, um ein Leben in Armut zu führen. Bald sammelten sich Brüder um ihn; Papst Innozenz III. bestätigte ihre Ordensregel. Franziskus verband eine enge, geistliche Freundschaft mit Klara von Assisi. Auch sie löste sich von ihrem Elternhaus und lebte mit Schwestern nach dem Beispiel des Franziskus. Kurz vor seinem Tod (1226) wurde Franziskus stigmatisiert, also mit den Wundmalen Jesu an Händen, Füßen und unter dem Herzen gezeichnet. Bereits schwer erkrankt, dichtete er an seinem Lebensende das Loblied auf die Schöpfung, den Sonnengesang. Sein Namensfest ist der 4. Oktober.

Freiheit
 

vgl. "Befreiung, Befreiungstheologie". Der Mensch ist, anders als das Tier, nicht durch Instinkte geleitet, sondern hat Entscheidungsfreiheit. Nach christlichem Verständnis ist der Lebensweg eines Menschen auch nicht determiniert; d. h., seine Zukunft ist nicht bis ins kleinste Detail festgelegt. Der Mensch hat Wahl-, Willens- und Handlungsfreiheit, doch auch Wahl- und Handlungspflicht: Er muß sich im Rahmen seiner Lebensbedingungen für den nächsten Schritt, für Gut oder Böse entscheiden. Die christliche Freiheit ist eines der wichtigsten Themen des Apostels Paulus. Der Mensch wird für die Konsequenzen aus seinem freiheitlichen Tun zur Rechenschaft gezogen; doch hat Christi Tod und Auferstehung den Weg zur Vergebung des Bösen freigemacht und die Menschen von der Sünde und der Herrschaft des Todes befreit. Dann meint christliche Freiheit auch die Glaubenspraxis, wie es auch Paulus immer wieder betont, der sich vom jüdisch strenggläubigen Christenverfolger zum gläubigen Christen wandelte. Bestimmte Gruppierungen im Judentum hatten ihre Religion zu einem Gesetzesglauben entwickelt, die den Menschen einengte. Doch das christliche Gesetz der Liebe macht frei von einengenden Gesetzeskatalogen: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit" (Gal 5,1 a).

Freikirchen
 

Protestantische Kirchengemeinschaften, die nicht dem volkskirchlichen Verband der Landeskirche angehören möchten. Die ersten Freikirchen entstanden im 19. Jahrhundert in Schottland. Die Skepsis, die man häufig den Freikirchen entgegenbringt, hängt damit zusammen, daß manche in ihrer Unabhängigkeit eine ganz eigene und vielfach auch extreme Theologie entwickeln (Beispielsweise in Hinblick auf Gebetspraxis oder Moral). Andererseits gaben und geben sie vielfach wertvolle Impulse zur ökumenischen Bewegung. In Amerika ist die freikirchliche Bewegung stärker als in Europa.

Freimaurer
 

Ursprünglich eine Gruppe kirchlicher Männer, die sich nicht der örtlichen Zunft oder Gilde anschließen wollten. Die Männer, die sich in den Logen (von engl. lodge, Hütte) trafen, stuften sich in Anlehnung an die Zünfte als Meister, Gesellen oder Lehrlinge ein. Sie benutzten geheime Sprachen und Zeichen aus dem Bereich von Bau und Werkmaurerei. 1717 wurde in London die erste Großloge gegründet, um im konfessionell zerklüfteten England eine verbindende Menschheitsreligion zu schaffen. Die Freimaurer verneinen das Weiterwirken Gottes in der Welt nach ihrer Erschaffung (Deismus). Adam, der erste Mensch, ist auch der erste Baumeister, der die Welt weiterbaut. Im Zeitalter der Aufklärung wandelte sich die Einstellung der Freimaurer von einer naturreligiösen hin zu einer rationalistischen Geisteshaltung. So stützen sie sich auf die Prinzipien von Weisheit, Schönheit und Stärke als auf ihre drei Säulen. Die angelsächsische Freimaurerei, zu der keine Atheisten Zulassung finden, ist zu unterscheiden von der romanischen, religions- und kirchenfeindlichen Freimaurerei, die in Lateinamerika stark verbreitet ist. Nach einer Grundsatzerklärung vom November 1983, die die vatikanische Glaubenskongregation unter Vorsitz von Kardinal Ratzinger abgab, ist Katholiken die Mitgliedschaft in einer antikirchlichen Freimaurerloge unter Strafe der Exkommunikation untersagt.

Frieden
 

vgl. Stichwort Feindesliebe. Das Christentum geht – anders als atheistische Ideologien – von der Vorläufigkeit der Welt aus. Der Marxismus etwa ist überzeugt davon, da6 die Welt nach der Revolution des Proletariates zum Idealzustand geführt werden und von Menschen friedlich gestaltet werden kann. Nach christlichem Glauben ist endgültiger Friede nicht auf der Erde zu leisten, sondern wird erst kommen, wenn nach dem Ende der Welt Gottes Reich ganz aufgerichtet ist. Den besonderen Frieden Gottes kann nur sein Sohn schenken. Das betont Christus in seinen Abschiedsworten an die Jünger: "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch" (Joh 14,27). Der Friede der Welt hat also nur Bestand, wenn er an den Frieden Gottes gebunden ist. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß der Mensch am Kommen des Gottesreiches mitwirken soll. Der Friede von Mensch zu Mensch und der politische Friede zwischen den Völ4rn ist Auftrag und Mitbestandteil christlicher Weltgestaltung.

Friedhof
 

vgl. Feuerbestattung. Kulturen vor dem Christentum kannten bereits umfriedete Orte der Totenbestattung. Die ersten Christen im europäischen Raum wurden auf älteren, bereits bestehenden römischen Friedhöfen beigesetzt. Als das Christentum Fuß gefa6t hatte, erhielten die meisten Kirchen eigene Friedhöfe. Der Friedhof darf ebenso wie die Kirche, zu der er gehört, nicht geschändet und entweiht werden. Die Verstorbenen werden entweder einzeln, in Paar- oder Familiengräbern beigesetzt. Zwar glauben die Christen, daß der Mensch nicht im Tod bleibt, sondern mit Leib und Seele von Gott auferweckt wird. Das Grab ist der Ort, an dem sie für die Verstorbenen beten, die zu Gott unterwegs sind. Grab und Grabstein drücken aus, da8 die Nachkommen der Verstorbenen auf ein Weiterleben nach dem Tod und auf Verbundenheit mit den Verstorbenen über den Tod hinaus hoffen.

Frömmigkeit
 

mhd. vrum, tüchtig, gerecht. Frömmigkeit meint ursprünglich einen starken, festen Glauben in Ehrfurcht und Gerechtigkeit vor Gott. Im l9. Jahrhundert wandelte sich die Wortbedeutung hin zu innerer Empfindung. Dadurch bekam das Wort leider im Lauf der Zeit einen negativ "gefühlsduseligen" Beigeschmack und verkam zur "Frömmelei". Bewegungen in der Kirche sind jedoch wieder auf der Suche nach einer Frömmigkeit im ursprünglichen Wortsinne.

Fronleichnam
 

mhd. Leib des Herrn. vgl. Stichwort "Brot". Im lahr 1209 hatte die Augustinernonne luliana von Lüttich eine Vision. Darin wurde sie beauftragt, daß ein Fest zur besonderen Verehrung des eucharistischen Brotes eingeführt werden sollte. Das Fest Fronleichnam wurde zunächst in Lüttich, 1264 für die ganze katholische Kirche als Festtag eingeführt. In der Fronleichnamsliturgie wird die geweihte Hostie nach der Kommunion in einer Monstranz, einem Gefäß also, das die Hostie meist hinter Glas in einem Strahlenkranz sichtbar macht, durch die Straßen des Gemeindegebietes getragen. Die ganze Pfarrgemeinde folgt in einer Prozession.

Fundamentalismus
 

Glaubensrichtung, die die Quellen und Ursprünge einer Religion stark betont. Christliche Fundamentalisten lehnen Bibelexegese mit modernen wissenschaftlichen Methoden und die lebendige Auslegung von Glaubensinhalten ab.

Fußwaschung
 

Die Fußwaschung ist in der jüdischen Gesellschaft zur Zeit Jesu ein Zeichen der Gastfreundschaft. Sie wird von Dienern oder Sklaven ausgeführt (vgt. Lk T,36-5Q: die Sünderin wäscht Jesus die Füße}. Beim letzten Abendmahl, das Jesus am Gründonnerstag, in der Nacht vor seinem Tod, mit seinen Jüngern hielt, wusch er den Jüngern die Füße. Mit diesem Zeichen drückte er aus, daß er als ihr Meister sich für sie erniedrigt und sogar in den Tod geht. Die Fußwaschung war ursprünglich fester Bestandteil der Tauffeier und wurde später in die Liturgie am Gründonnerstag aufgenommen.

Fünf Bücher Mose
 

(jüd. Tora, Gesetz, Wegweisung; griech. Pentateuch, fünf Rollen) vgl. Stichworte "Genesis", "Exodus", "Numeri", "Leviticus" und "Deuteronomium". Die ersten fünf Bücher des Alten Testomentes sind gemeinsamer Bestandteil der Heiligen Schrift von Juden und Christen. Moses selbst ist jedoch nicht ihr Verfasser. Vielmehr hat das Werk mehrere Autoren: den Jahwisten, der den Gottesnamen Jahwe verwendet (ca. 9./8. Jh. v. Chr.), den Elohisten (8. Jh. v. Chr.) und die deuteronomische Schule (8./7. Jh. v. Chr.). Das erste Buch Mose, Genesis, erzählt die Urgeschichte Israels. Das zweite Buch Mose, Exodus, berichtet vom Auszug der Israeliten ous Agypten unter Führung des Mose. Die folgenden Bücher entfalten den Bund Gottes mit den Israeliten: Das dritte Buch Mose, Leviticus, enthält Regeln für den Priesterdienst. Das vierte Buch Mose, Numeri. Das fünfte Bu(h Mose, Deuteronomium, wiederholt das Gesetz des Bundes der Israeliten mit Gott, z. B, die Zehn Gebote (vgl. Stichwort Dekalog).

Fünftes Gebot
 

vgl. Sti<hwort Dekalog. Das fünHe der Zehn Gebote, die im Alten Testament aufgeschrieben sind, hei0t "Ou sallst nicht töten!" Dieses Gebot spricht von der hohen Einschätzung jeden menschlichen Lebens. Das Leben, das Gott geschaffen hot, darf kein Mensch vernichten.

Fürbitten
 

Auch: allgemeines Gebet. Liturgisches Gebet im Gottesdienst, dos mehrere "Intentionen", Gebetsanliegen, berücksichtigt. In ihren Bitten für das Wohl der Kirche, der Politik und Gesellschaft macht jede Gemeinde, die gemeinsam Gottesdienst feiert, deutlich: Jeder Gottesdienst ist heilbringend für die Gesamtkirche und die Welt.

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