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             Liebe Frauchen, liebe Herrchen ! 
             Im
            Rückblick auf den Mai kann ich diesen Monat
            ziemlich genau in zwei Hälften teilen (drei gibt
            es ja nicht). Die eine Hälfte verlief
            gewissermaßen im "Arbeitsstil", d.h. ich tobte im
            Pfarrhaus herum, ließ mich von möglichst
            vielen Besuchern verwöhnen, was auch in
            hinreichendem Maße geschah, kläffte und
            spielte herum. In dieses Alltagsgeschehen gehörte
            auch ein kurzer Trip in die Wälder des
            Erzgebirges; kurz war es wirklich, zum
            Mittagsläuten (also zur Zeit, in der
            Weisswürste verschwunden sein müssen) von
            Berlin weg, zur Tagesschau wieder Zuhause. Dennoch hat
            es ausgereicht, daß ich leinenlos im Wald
            herumtoben konnte und so rechtschaffen müde wurde;
            die Rückfahrt habe ich verschlafen. Die andere
            Hälfte im Mai war freilich noch schöner. Mein
            Herrchen verreiste länger. Da die Reise per
            Flugzeug vonstatten ging, blieb ich lieber zu Hause.
            Denn ich habe gehört, daß kleine Hunde in
            kleine Käfige gesperrt werden. Da fliege ich
            lieber nicht. Als ich wissen wollte, wohin die Reise
            denn gehe, antwortete er, ich solle bei Goethe
            nachschauen. Sie wissen schon, das ist der Dichter, der
            immer zitiert wird, weil niemand die Zitate
            nachprüfen kann. Als mir die Antwort ein
            bißchen zu dünn (oder dumm ?) war, bohrte ich
            natürlich nach und erhielt den Hinweis: "da
            hinten, wo die Völker aufeinanderschlagen." Nach
            dieser präzisen geographischen Angabe habe ich es
            dann aufgegeben, weiterzufragen; ich werde es sowieso
            erfahren. Jedenfalls begann für mich dann die
            schöne Zeit, daß ich wieder Urlaub machen
            konnte, also die zweite bessere Hälfte. Frau
            Halama holte mich ab und endlich wurde ich wieder nach
            Strich und Faden verwöhnt. Es war wieder Urlaub,
            wie er sein sollte: Tapetenwechsel, andere
            Tagesabläufe, äußerst liebe
            Ge-sellschaft, Abenteuer. Mein Herrchen hätte
            ruhig länger wegbleiben können. Aber nun ist
            er halt wieder da, der Urlaub zu Ende. 
            Mit fröhlichem Gebell aus alten
            Klostermauern, 
            Ihr Klostermixdackel Moses. 
              
            
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