| Liebe Frauchen, liebe Herrchen !  Während sich noch so mancher mit den Folgen
            des Weihnachtsbratens herumquälen mußte, habe
            ich meine winternotwendige Ausstattung - also
            Freß- und Saufnapf - zusammengepackt und bin mit
            meinem Herrchen im Schlepptau in die Alpen gefahren.
            Täglich Neuschnee, für mein Herumspringen und
            Versinken im Schnee gerade das Richtige. Mein Herrchen
            fuhr derweil die Pisten herunter und wollte mir
            vorheucheln, es sei wie immer. Aber ich habe schon
            gemerkt, daß die Geschwindigkeit nicht mehr
            atemberaubend war und die Pausen immer länger
            wurden. Ich habe versucht, ihn zu trösten,
            daß er eben keine sechzig mehr ist. Das kam aber
            irgendwie nicht so gut an. Ich werde ihn an diesen
            Gedanken schon noch gewöhnen.
 Jetzt, vier Wochen später,
            packt er schon wieder Skizeug zusammen. Diesmal mit 23
            Jugendlichen der Gemeinde, die ihn am Hang auch
            trösten, meistens mit den Worten: "Fahren Sie
            schon mal vor, wir warten dann unten." Ich bleibe
            diesmal in Berlin und verbringe meinen Urlaub (wenn
            Herrchen weg ist, ist das Urlaub) in meiner 10-Sterne
            Herberge bei Frau Halama. Da kommt mein Futter
            wenigstens frisch vom Herd und nicht aus irgendwelchen
            Büchsen.  Die Musical-Gruppe hat mit großem Erfolg das
            Stück "Der kleine Tag" aufgeführt und
            führt es ob des Erfolges noch einmal auf. In dem
            Spiel kommt auch ein kleiner Hund vor. Ich hatte ja im
            Stillen gehofft, daß diese Rolle mit mir besetzt
            wird. So oft, laut und lange ich jedoch gebellt habe,
            um auf mich aufmerksam zu machen, es hat leider nicht
            geholfen. Für das nächste Vorhaben muß
            ich mir da andere und zugkräftigere
            Überzeugungstaten einfallen lassen. Das wäre
            dann mein Sprungbrett nach Hollywood. Aber vielleicht
            will ich da gar nicht hin. Wer weiß denn, ob es
            dort auch Menschen gibt, die für mich kochen und
            mit mir spielen. Hier im Pfarrhaus ist es schöner.
            Viele Besucher kommen, ich begrüße sie mit
            viel Gebell, schleppe mein Spielzeug heran und hoffe,
            daß dann auch alle mit mir darum kämpfen,
            wobei ich freilich immer der Gewinner bleiben
            möchte. Manchmal liege ich auch nur faul rum und
            beobachte das Geschehen mit Interesse. Das sind die
            kurzen Augenblicke, in denen manche glauben, ich sei
            ein braver, wohlerzogener Hund.
 Nun wünsche ich Ihnen allen
            viel Freude mit fröhlichem Gebell aus alten
            Klostermauern, Ihr Klostermixdackel Moses.   |